Lore Bert : Art & Knowledge . Biennale 2013 & Ornamentale Liebe ?!

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L. Bert: Art & Knowledge - Inszenierung
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Online-Publikation: Juli 2016  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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456 S., Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband; ca. 450 Farbabbildungen; 31,5 x 23,5 cm; ISBN 978-3-931876-87-6 ; EUR 68,–
Mit Texten von dott.ssa Cristiana Coletti, Maurizio Messina, Matthias Müller, Theresa Nisters, Petra Schaefer, Bettina Gräfin von Pfeil und Dr. Dorothea van der Koelen (deutsch, engl., ital.)
CHORUS VERLAG für Kunst und Wissenschaft, Mainz; http://www.chorus-verlag.de; http://www.galerie.vanderkoelen.de;

Charakteristika
- Geometrische  konzeptive Inszenierung  - Konstruktive > Ornamentale Liebe ?! <
- Arabische Geometrie entbirgt sich nach und nach dem kulturtradierten Falknerblick*

Fazit
Die  umtriebige und wissensdrängende Objektkünstlerin Lore Bert  nennt ihr Anliegen "Art & Knowledge".
Dabei entbirgt  ihre originäre geometrisch - konzeptive Methodik erfolgreich Inszenierungen, die sie mit bestehenden klassischen Umräumen - kurz gesagt – festlich 'verheiratet'. Es sind die überaus repräsentativ wirkenden Erscheinungsformen, die ihr den langanhaltenden Erfolg bescheren. Eine gewisse Adaption (uns allen Wirbelwesen eigen) tritt - wohl ihrem wissenschaftlichen Impetus geschuldet - nur scheinbar in den Vordergrund: Wobei nach und nach in der Betrachtungsfolge das 'Ornamentale' puristisch sich davon entfernt und den jeweiligen geometrisch-konstruktiven 'Ästhetischen Schlussstein*' zu setzen vermag. m+w.p16-7

Inhalt
Art & Knowledge – Biennale 2013
Diese Publikation dokumentiert ausführlich den Beitrag von Lore Bert zur 55. internationalen Kunstausstellung – La Biennale di Venezia. Der neue Bildband von Lore Bert widmet sich den filigranen Falt-Feld-Arbeiten der Künstlerin, die seit etwa einem Jahrzehnt entstehen. Die Anfangs noch mit Watte-Quadraten gefüllten Transparente haben sich von ihrem Innenleben getrennt, sind noch transparenter, noch sensibler, noch zarter geworden. Es sind dieselben hauchdünnen und nur 18g/m2 leichten Japanpapiere, die Lore Bert seit vielen Jahren für ihre Bildobjekte und Transparente verwendet, und auch sie bekommen durch die Arbeit der Künstlerin eine räumliche, eine dreidimensionale Dimension. Sie sind gefaltet, in kleine quadratische Strukturen, einmal dominiert die Längsrichtung, einmal die Querrichtung, doch immer entstehen spannende Licht- und Schattenspiele, die den Betrachter in Bann ziehen und die Sehweise variieren.
Die Motive sind bekannt, es sind architektonische Grundformen wie Dreipass, Vierpass, Achtpass und Kreis, es sind orientalische Zahlen aus Papyrus oder in Farbe aufcollagiert, es sind Texte von Dichtern und Philosophen; wir kennen sie von den großformatigen Bildwerken. Doch seit ein paar Jahren, genauer seit 2006, beginnt Lore Bert in kleinformatigen, gleichwohl umfangreichen Zyklen mit großer Phantasie neue Bildideen auszuprobieren. Die spielerische Leichtigkeit, die ihr in den großformatigen, meist höchst kompliziert konstruierten und technisch sehr aufwändig realisierten Werken versagt ist, kann sie dort ausleben. Es entstehen neue Formen, Farben, Zusammenhänge, die nicht selten in großformatige Umsetzungen münden.
Der erste umfangreiche Zyklus dieser Arbeiten, die übrigens alle ganz schlicht mit Kompositionen betitelt sind, waren die Collagen auf Wachspapier (2006–2009), die in einem Werkverzeichnis-Band im vergangenen Jahr publiziert wurden. Nun sind in der Serie Falt-Feld-Forschung – denn so nennt Lore Bert die gesamte Gruppe der gefalteten Papierarbeiten, womit sie durchaus auf den Forschungscharakter dieser besonderen Werkgruppe hinweisen möchte – weitere Zyklen entstanden, wie beispielsweise die Kompositionen mit Papyrus auf Japanpapier, von denen von 2009 bis 2010 annähernd 80 entstanden sind.
In de gleiche Kategorie – wenn auch ungefaltet – gehört der neue, erst 2010 entstandene Aquarell-Zyklus Kompositionen, der auch bereits etwa 80 Arbeiten umfasst, die in dem vorliegenden Band farbig abgebildet sind. Eine reiche Welt mit zahllosen Sicht- und Interpretationsmöglichkeiten bietet sich dem Betrachter, eine manchmal zarte und manchmal stürmige Welt, in ruhiger Setzung oder dynamischer Bewegung, voller Formen und Farben, die eine große Heiterkeit ausstrahlen und eine Vielzahl von Assoziationen erlauben.

Zur Protagonistin
I
Lore Bert (* 2. Juli 1936 in Gießen) ist eine deutsche zeitgenössische Künstlerin, die sich nach ihrem Studium der Malerei im Wesentlichen der Objektkunst und Bildhauerei zugewendet und sich vor allem im Bereich der Papierkunst international einen Namen gemacht hat. Basierend auf dem Prinzip der Collage stellt sie Reliefs her und realisiert weltweit Environments. Ihre oftmals monochrom weiße Kunst wird aufgrund ihrer geometrischen Formen dem Bereich der Konkreten Kunst (Konkrete Kunst) ebenso zugerechnet wie dem Konstruktivismus, die Elemente der Sprache betonen zudem ihre Nähe zur Konzeptkunst. Die zahlreichen Skulpturen und Installationen mit Neon postulieren eine Beziehung zur Lichtkunst.
https://de.wikipedia.org/wiki/Lore_Bert
II
Lore Bert
1936 geboren am 2. Juli in Gießen, aufgewachsen in Darmstadt. 1953-57 Studium der Malerei, v. a. bei Hans Uhlmann an der Hochschule für Bildende Künste Berlin.
Ab 1982 entstanden Collagen, Bildobjekte, Transparente und Skulpturen mit fernöstlichen Papieren auf verschiedene Papiere, Leinwand und später Holz. Ab 1984 Installationen, Papierräume und Environments. Ab 1994 kamen außerdem Environments mit Neonschrift und Neonröhren hinzu, wenig später bereits in Form ägyptischer Zahlen und Neon-Kugeln, bis hin zu ganzen Lichträumen. Bis 2016 wurden in Europa, Asien, Afrika, Arabien und Amerika mehr als 125 Räume in öffentlichen Institutionen realisiert.
Konstruktive Formen, Architekturelemente und Zahlen bilden ihr Formen-vokabular, poetische und philosophische Schriften, logische Zusammenhänge, Eigenschaften, universelle Relationen und das Absolute in seiner poetischen Schönheit den geistigen Inhalt ihrer Arbeit. Lore Bert lebt und arbeitet in Mainz und Venedig. Über 250 Einzel- und Gruppenausstellungen in mehr als 26 Ländern weltweit, publiziert in mehr als 40 Monographien. Arbeiten in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen.
Lore Bert lebt und arbeitet in Mainz und Venedig.
http://www.lore-bert.com/

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Verrtiefende Hinweise 2006-2010
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Falt – Feld – Forschung & Aquarelle 2000–2010
Lore Bert widmet sich den filigranen Falt-Feld-Arbeiten der Künstlerin, die seit etwa einem Jahrzehnt entstehen. Die Anfangs noch mit Watte-Quadraten gefüllten Transparente haben sich von ihrem Innenleben getrennt, sind noch transparenter, noch sensibler, noch zarter geworden. Es sind dieselben hauchdünnen und nur 18g/m2 leichten Japanpapiere, die Lore Bert seit vielen Jahren für ihre Bildobjekte und Transparente verwendet, und auch sie bekommen durch die Arbeit der Künstlerin eine räumliche, eine dreidimensionale Dimension. Sie sind gefaltet, in kleine quadratische Strukturen, einmal dominiert die Längsrichtung, einmal die Querrichtung, doch immer entstehen spannende Licht- und Schattenspiele, die den Betrachter in Bann ziehen und die Sehweise variieren.
Die Motive sind bekannt, es sind architektonische Grundformen wie Dreipass, Vierpass, Achtpass und Kreis, es sind orientalische Zahlen aus Papyrus oder in Farbe aufcollagiert, es sind Texte von Dichtern und Philosophen; wir kennen sie von den großformatigen Bildwerken. Doch seit ein paar Jahren, genauer seit 2006, beginnt Lore Bert in kleinformatigen, gleichwohl umfangreichen Zyklen mit großer Phantasie neue Bildideen auszuprobieren. Die spielerische Leichtigkeit, die ihr in den großformatigen, meist höchst kompliziert konstruierten und technisch sehr aufwändig realisierten Werken versagt ist, kann sie dort ausleben. Es entstehen neue Formen, Farben, Zusammenhänge, die nicht selten in großformatige Umsetzungen münden.
Der erste umfangreiche Zyklus dieser Arbeiten, die übrigens alle ganz schlicht mit Kompositionen betitelt sind, waren die Collagen auf Wachspapier (2006–2009), die in einem Werkverzeichnis-Band im vergangenen Jahr publiziert wurden. Nun sind in der Serie Falt-Feld-Forschung – denn so nennt Lore Bert die gesamte Gruppe der gefalteten Papierarbeiten, womit sie durchaus auf den Forschungscharakter dieser besonderen Werkgruppe hinweisen möchte – weitere Zyklen entstanden, wie beispielsweise die Kompositionen mit Papyrus auf Japanpapier, von denen von 2009 bis 2010 annähernd 80 entstanden sind.

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Aquarell-Zyklus Kompositionen 2010
In die gleich Kategorie – wenn auch ungefaltet – gehört der neue, erst 2010 entstandene Aquarell-Zyklus Kompositionen, der auch bereits etwa 80 Arbeiten umfasst, die in dem vorliegenden Band farbig abgebildet sind. Eine reiche Welt mit zahllosen Sicht- und Interpretationsmöglichkeiten bietet sich dem Betrachter, eine manchmal zarte und manchmal stürmige Welt, in ruhiger Setzung oder dynamischer Bewegung, voller Formen und Farben, die eine große Heiterkeit ausstrahlen und eine Vielzahl von Assoziationen erlauben.

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Sarajevo 2007
Dialog der Religionen – Dialog der Kulturen
Im Mai 2007 wurde Lore Bert eingeladen, in der Gazi Husrev-Begova Medresa, der ältesten Koranschule Bonien-Herzogowinas, unter dem Titel Dialog der Kulturen – Kultur der Religionen eine Ausstellung ihrer Werke zu präsentieren. Unter den mehr als 120 Arbeiten, die in 24 Räumen gezeigt wurden, befanden sich ebenso Papierarbeiten, Bildobjekte und Transparente, als auch eine Neonskulptur und zwei raumbezogene Environments mit Papier und Kugeln.
 Maßgeblich an der Organisation beteiligt war das Goethe-Institut in Sarajevo mit seinem Leiter Michael Schroen M.A. und dessen Mitarbeitern. Im Zusammenhang mit der Ausstellung fand auch ein Workshop mit Studenten der Kunstakademie statt.
 Diese Publikation dokumentiert den Aufenthalt der Künstlerin Lore Bert in Sarajevo, den Workshop mit den Studenten, den Aufbau der Ausstellung und die Herstellung der Environments mit Hilfe von Kunststudenten der Universität und den Schülern der Medresa, die Begegnung mit dem Obermufti Reis-Efendi Ceric in Anwesenheit des deutschen Botschafters Michael Schmunk und schließlich die Eröffnung der Ausstellung mit zahlreichen Aufführungen der Koranschüler in deutsch und bosnisch.

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Kompositionen 2006–2009
Themen und Materialien sind auf den ersten Blick einfach: es gibt das leicht elfenbeinfarbige und in der Oberfläche etwas glänzende Wachspapier, dazu beige Papier-Stücke und Blattgold-Elemente, die eincollagiert sind, Bleistift-Linien, die aufgezeichnet sind und das weiße Hintergrund- oder Trägerpapier, das immer dann sichtbar wird, wenn in dem Wachspapier Formen ausgeschnitten oder weggelassen wurden. Als einziges Farbelement erscheint der asiatische Stempel, der in rot in chinesischer Schreibweise die Signatur der Künstlerin verkörpert.
 Auch das Formenvokabular erscheint wenig prätentiös: Linien, gerade, gekurvt oder geschwungen, Flächen, in der Regel in geometrischen Formen, Struktursysteme aus Punkten, Kreuzen, Sternen oder sonstigen gleichartigen Zeichen, gezeichnet, geklebt, gestochen, geschnitten, gefaltet montiert. Mit dieser kurzen Beschreibung sind eigentlich alle wesentlichen Faktoren erfasst, die die kleinen Collagen ausmachen – gleichwohl geschieht etwas in den Kompositionen, das den Betrachter unauffällig, aber nachhaltig in Bann zieht, das ihm eine Welt eröffnet, die er so zuvor nicht wahrgenommen hat, das seine Phantasie anregt zu träumen, vorzustellen, zu gestalten. Er formt die einfachen Bildelemente zu Inhalten, zu Geschichten …
Lore Bert, die sich im Laufe der letzten drei Jahrzehnte auch durch ihre großformatigen Environments – ihre Räume mit Papier und aus Papier – international einen Namen gemacht hat, wie mehr als 200 Ausstellungen in über 25 Ländern dieser Welt belegen, hat hier auf höchst subtile Weise eine Welt der Phantasien geschaffen, die ungeachtet des keinen Formates und der vorsichtigen Farbigkeit eine intensive und nachhaltige Ausstrahlung hat.
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