Kunstmuseum Bayreuth : PINSELTANZ UND VOGELBILD – Ostasiatische Tuschmalerei und Kalligraphie aus der Sammlung Walter Gebhard

Galerie Über-/Zeitgefährten

H. Ekaku: Hotei auf Mond zeigend
Kunstmuseum Bayreuth : PINSELTANZ UND VOGELBILD – Ostasiatische Tuschmalerei und Kalligraphie aus der Sammlung Walter Gebhard
Vom 7. November 2014 bis 1. März 2015 im Kunstmuseum Bayreuth
http://www.kunstmuseum-bayreuth.de/aktuelles/ausstellung/
Auszug:
Bilddiskurs zu "Hokuin Ekaku (1685-1768) Hotei auf einem Sack stehend und  auf den Mond zeigend  "
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Diskursteam: Helene Frucht, Gisela Mintzlaff, Marga & Walter Prankl
Bild : ke-m-bayreuth14W51(15)ekaku-hotei

Zum Tuschebild : Hakuin Ekaku
(jap. ; auch Hakuin Zenji; * 1686 in der Poststation Hara (heutiges Numazu) in der Provinz Suruga; † 1769) gilt als der Vater der modernen Rinzai-shū (einer Richtung des Zen-Buddhismus). Er reformierte und erneuerte die seit dem 14. Jahrhundert allmählich verfallende Rinzai-Linie, indem er möglichst reine, d.h. einfache Praktiken lehrte und sie für einfache Laien verständlich formulierte.
In seinen Schriften prangert er mit beißender Ironie die intellektualisierende Verwässerung der Zen-Praxis an, die sich damals im japanischen Zen abzeichnete. Im Preisgesang des Zazen verdeutlicht er die grundlegende Notwendigkeit des Sitzens in Versunkenheit (Zazen) für die Verwirklichung von Erleuchtung. Er befasste sich mit der 'Zen-Krankheit' und entwickelte eine Methode zu ihrer Heilung. Hakuin war nicht nur ein hervorragender Zen-Meister, sondern auch ein bedeutender Lehrer, Maler und Kalligraphie-Meister. Seine Art der Zen-Schulung betont die Bedeutung der Kōan-Praxis.

Bildinhalt:   zeigt: Hotei (japanisch) Budai Budai  (chinesich),
auf „Jutesack“ stehend und auf den Mond hinweisend
Im China der Sung Zeit lebte der sagenumwobene Bettelmönch Qici, besser bekannt unter seinem Spitz­namen Budai Budai (chin.) ' chinesischer Mönch (10. Jh.); gilt als Inkarnation von Bodhisattva MaitreyaG; jap. Hotei^G („Jutesack“; auch Pu-tai; jap. Hotei Hotei  Glücksgott; Manifestation von Bodhisattva Maitreya; chin. Budai Glücksgötter → Bodhidharma → Bishamonten → 16 Rakan  ). Budai war miss­ge­staltet und dick­bäuchig, stotterte und schlief ein, wo immer er hin­fiel. Aber er war auch magisch begabt. Auf seinem Körper blieb der Schnee nicht liegen und er konnte den Regen und andere Dinge vorhersagen. Er war mit jeder Nahrung zufrieden, nahm dankbar alle Spenden, die man ihm gab, und hortete sie in seinem Sack. Er soll 916, nach einer anderen Version zwischen 901 und 904, ge­stor­ben sein.http://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Ikonographie:Gluecksgoetter/Hotei

Fazit zur Bildkomposition:
Hotei / Budai Budai auf  einen „Jutesack“ stehend - aber - statt auf den Mond hinzuweisen, deutet er mit seiner rechten Hand auf die über seinem Kopf gepinselte kalligrafische Schrift-Fahne, zugleich erscheint eine zunehmende Mondsichel unter / in dem „Jutesack“ / Erdreich, Felsstück = shan und diese  Sichel entbirgt sich als Spiegelung / Reflexion im Wasser = shui...(1)  als Gegenstück des vordergründig Hingedeuteten als Parodie zum Zen ...
Quintessenz:
Der Bettelmönch, Hellsichtige, Philosoph und Kalligraf Hotei amüsiert sich, parodiert die in Mode ge- / verkommenen ,'nur augenscheinlichen' Zen-Praktiken (2) in seiner Zeit ...als Über-/Zeitgefährte. w.p14-12
http://www.kultur-punkt.ch/p-zeitgefaehrten-begegnungen-1117.html

(1)
Shan shui
(Chinese: 山水 lit. "mountain-water") refers to a style of traditional Chinese painting that involves or depicts scenery or natural landscapes, using a brush and ink rather than more conventional paints. Mountains, rivers and often waterfalls are prominent in this art form.
http://en.wikipedia.org/wiki/Shan_shui
(2)
Zen-Schulung betont die Bedeutung der Kōan-Praxis:
Kôans lassen sich nicht mit Hilfe logischen Denkens lösen, sondern nur, indem man eine tieferliegende Schicht des Geistes erweckt, die jenseits des diskursiven Intellekts liegt.
Gebildet werden Kôans aus den Fragen der Schüler alter Zeit und den Antworten ihrer Meister, aus Teilen von Predigten und Reden der Meister, aus Zeilen der Sûtras (buddhistische Schrifttexte) oder anderer Lehren.
Das Kôan Mu ist das bekannteste aller Kôans.

Beispiele:
Der folgende Text erläutert, wie der Mensch mit dem Kôan Mu arbeitet.
Das Koan Mu lautet:
-Ein Mönch fragte Jôshû in allem Ernst: „Hat ein Hund Buddha-Wesen oder nicht?“ Jôshû versetzte: „Mu!“
 (Mu ist japanisch und heißt wörtlich: "nichts", "nicht", "das Nichts", "kein" und "un-...").
- Eines der bekanntesten Kōan ist Hakuins Sekishu:
 „Was ist das Klatschen einer Hand?“.http://de.wikipedia.org/wiki/Hakuin_Ekaku
oder
- Zen-Meister Ikkyū Sōjun zu einem Verzweifelten:
 „Ich würde gerne irgend etwas anbieten, um Dir zu helfen, aber im Zen haben wir überhaupt nichts.“  http://de.wikipedia.org/wiki/Zen

Ein aktuelles Beispiel
Walter zu Marga:
„Was ist das Klatschen einer Hand?“, fragte Walter  Marga und .. ? Sie begann blitzartig zu lachen. Walter sagte , du hast gerade eben die Antwort gegeben. Warum fragte sie zurück? Du hast gelacht. Deutet hin - zu Überraschung, Befreiung, Offenheit zu Neuem ... im weiteren auf zum Nicht, Nichts und Dao .
(Dank unserer Schulung mit Yoga (10 Jahre) und Platon (20 Jahre) sowie Walters Tuscheaquarelle und -gouachen seit 1955 (60 Jahren) sind wir nicht nur an der asiatischen Kultur interessiert sondern höchst präsent involviert.... m+w.p14-12

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Inhalt Ausstellung
„So viele Jahre dieses Glück genießend“ lautet die Übersetzung der
Kalligraphie, die zusammen mit dem Bild eines Beos auf einem Kiefernzweig den Titel dieser Ausstellung bildet. Beide stammen wohl aus dem 17. Jahrhundert.
„Dem Aufsetzen eines mit schwarzer Tusche gefüllten, weichen oder sperrigen, nah oder in Armweite geführten Pinsels auf eigenwillige allerfeinste oder widersetzlich grobe Unterlagen aus unterschiedlichstem Material eignet eine solche Vielzahl von Möglichkeiten und Resultaten, dass man vom Abenteuer der Pinselführung sprechen muss. Geht dem Schreiben oder Malen ein selbst ‚professionell‘ zu nennender Arbeitsgang voraus – das Reiben der Tusche bis zu der gewünschten Dichte, so muss wegen der Gefährlichkeit des Tuns notwendig eine Konzentration auf alle Elemente der ‚Beteiligung‘ folgen. Sie umfasst Körper-, Arm- und Handhaltungen, sie aktualisiert Blickformen und kontrolliert schließlich jene relativ kurzen Strichbewegungen, aus denen sich das fernöstliche Pinselzeichen zusammenfügt. Es muss nicht weniger als fünf deutlich unterschiedenen Schrifttypen genügen. Dabei entwickelt sich ein Widerspruch – um nicht von Dialektik zu sprechen – zwischen dem Zeichen-Vorrat und der Zeichen-Führung. Seit der Entstehung der Pinsel-Kalligraphie um die Zeitenwende wirken die Grundlagen der Erfindung – Ansporn durch die Fährten-Spuren von Wild und Vögeln, genuine Bildlichkeit der Grapheme u. a. – als Momente weiter, die den jeweiligen Vollzug seiner ‚Individualisierung‘ annähern.“ So schreibt der emeritierte Germanistik-Professor, Literaturwissenschaftler und passionierte Sammler ostasiatischer Malerei und Kalligraphie Walter Gebhard in der Einführung des die Ausstellung im Kunstmuseum Bayreuth begleitenden Kataloges.
Tuschmalerei und Kalligraphie
sind verwandte Künste. Während die chinesische Kalligraphie sich schon in den ersten Jahrhunderten nach Christus zu einer Klassik entwickelt hatte und seitdem als die ‚erste‘ der Künste gilt, wurde die Farben gegenüber zurückhaltende Tuschemalerei erst um 1000 in der Song-Dynastie und unter dem Einfluss des Zen-Buddhismus zu einer führenden Kunst. Für Japan gewann diese ihrerseits den Stellenwert einer nachzuahmenden Klassik. So hat im 14. Jahrhundert der Ashikaga-Shogun die Sammlung chinesischer Bilder veranlasst, und nach seiner China-Reise brachte Sesshû Tôyô im 15. Jahrhundert die Ideale des chinesischen Stils nach Japan. Dazu gehört auch die Gestaltung von nahezu leeren Räumen, besonders aber das freie Spiel mit einem Pinsel, der nicht mehr Umrisse zeichnet, sondern lavieren, ja spritzen darf – oder sogar von malenden Fingern ersetzt wird. So ist manchmal in der ostasiatischen Kunst kaum auszumachen, ob eine schwungvolle graphische Pinsellinie eher Zeichen oder eher Zeichnung darstellt.
Mit der vorsichtigen Öffnung Japans dem Westen gegenüber entstand auch ein kultureller reger Austausch, der sich zum Beispiel auf den japanischen Holzschnitt auswirkte, der wiederum die Impressionisten oder auch Paul Gauguin stark beeinflussten.
Aus dem Besten der Sammlung von Walter Gebhard
zeigt das Kunstmuseum Bayreuth eine Auswahl von ca. 100 Einzelwerken von bedeutenden chinesischen und japanischen Künstlern und Schulen seit dem 15. Jahrhundert.
Dazu zeigt das Kunstmuseum Bayreuth bis 31. Dezember 2014 Japanische Holzschnitte aus der Dr. Helmut und Constanze Meyer Kunststiftung und ab dem 4. Januar 2015 Plakate aus Asien aus dem Plakatmuseum im Kunstmuseum.