Cornelius Friedemann Moriz : Markt und Teilhabe . Über Sein und Sollen in der kapitalistischen Moderne

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Bedingungsloses  Einkommen (C.F.Moriz)
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Online-Publikation: Januar 2017 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Cornelius Friedemann Moriz : Markt und Teilhabe . Über Sein und Sollen in der kapitalistischen Moderne >>
384 Seiten, br.;  ISBN 978-3-95832-100-7;  39,90 EUR
Dieser Titel ist auch im Verlag Humanities Online als E-Book erhältlich: http://www.humanities-online.de
Velbrück Wissenschaft, D-53919 Weilerswist-Metternich; http://www.velbrueck-wissenschaft.de

Charakteristika 
- Ungleiche Verteilung
    in gedeihliche Lebensbedingungen wohlfahrtsstaatlich umwandeln
- Bedingungsloses  Einkommen - iinklusive Vision & Utpie
 
Politische Bemühungen, gedeihliche Lebensbedingungen wohlfahrtsstaatlich für alle zu garantieren, scheitern – so der Autor – an ihrer notorischen Fixierung auf Erwerbsarbeit. Parteiübergreifend lautet das Credo »Sozial ist, was Arbeit schafft!«. Dabei wird übersehen, dass der eigentliche Schlüssel zu sozialer Inklusion und Teilhabe in der kapitalistischen Moderne nicht in Arbeit, sondern schlicht in Geld besteht, und deshalb die in vielen Ländern zu beobachtende Verkürzung von Sozial- auf Beschäftigungspolitik oft lediglich zur Verwandlung von Erwerbslosen in erwerbstätige Arme führt, statt Armut und Ausgrenzung an sich wirksam zu verringern.
 Ziel der vorliegenden Studie ist es, die ungleiche Verteilung der individuellen Lebens- und Teilhabechancen systematisch mit den wichtigsten, empirisch verankerten Gerechtigkeitsvorstellungen westlicher Gesellschaften zu vergleichen, um vor diesem Hintergrund die sachlichen und insbesondere normativen Vor- und Nachteile eines Bedingungslosen Grundeinkommens zu diskutieren.

Autor
Dr. des. Cornelius Friedemann Moriz
studierte Soziologie, Ethnologie und Geschichte an der Universität Freiburg i. Br. und promovierte an der Universität Basel. Dort arbeitet er als Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und schreibt derzeit an einem Buch über die Soziologie der Heimat.
https://soziologie.unibas.ch/seminar/personen/profil/portrait/person/moriz/

Fazit
Der Sozio- und Ethnologe Cornelius Friedemann Moriz hat sich mit grossem Durchblick dem Topos "Markt und Teilhabe" zugewandt. Dabei sinnt er 'über Sein und Sollen in der kapitalistischen Moderne' nach, analysiert die 'Mechanismen sozialer In- und Exklusion unter den Bedingungen der kapitalistischen Moderne im Bereich der Erwerbsarbeit'.
Teil-Fazit I
Der Anspruch bleibt bestehen, Widerstand gegen den ungeheuer/lich/en Kapitalismus-Reichtum 'Wenigster' mit ihrer Wirkkraft zu Armut, Ausbeutung und Exklusion, nahezulegen und zu rechtfertigen.
Im zweiten Teil nimmt Moriz Stellung 'zum Problem der sozialen Gerechtigkeit unter
den Bedingungen der kapitalistischen Moderne'.  Dabei holt er Niklas Luhmanns Systemtheorie ins 'Boot' auf seiner 'Sehreise'
mit Blick auf die 'Exklusion als intrasystemische Erfolgsbedingung der kapitalistischen Wirtschaft'.
Moritz durchmisst mit klarem Geist und Gemüt  die Topoi von Leistungs-, Bedarfsgerechtigkeit, sozialer In- & Exklusion sowie den Prinzipien von Gleichheit & persönlicher Freiheit und allgemeiner Vorteilhaftigkeit.
Teil-Fazit II
Besonders nach dem Blick in die Topoi 'Leistungs-, Bedarfsgerechtigkeit, sozialer In- & Exklusion sowie den Prinzipien von Gleichheit & persönlicher Freiheit', bleibt der Anspruch umsomehr bestehen, Widerstand gegen den ungeheuer/lich/en Kapitalismus-Reichtum 'Wenigster' mit ihrer Wirkkraft zu Armut, Ausbeutung und Exklusion, nahezulegen und zu rechtfertigen.
So landet Moriz  schliesslich und endlich im Hafen der 'Exklusion als intrasystemische Erfolgsbedingung 'der kapitalistischen Wirtschaft .
Am Schluss seiner odys/see/ischen Fahrt angelangt schlussfolgert Moriz
'Das Bedingungslose Grundeinkommen' - als mögliche Vision, inklusive Utopie:
- Die Menschen sind wie sie sind
- Es lohnt sich darüber zu streiten
- Denn es geht um einen von Angst & Misstrauen befreiten Raum - in ego-konzentrierter Konkurrenz & struktureller Amoralität des Marktes, wo Kooperation & Solidarität gedeihen können...
Seine und unsere* Quintessenz:
Allen Menschen eine soziale Teilhabe und ein selbstbestimmtes, gelingendes Leben –bedingungslos über/einkommen/d - als reale Chance ein gutes Leben zu ermöglichen, trotz ihrer stets politischen Fragilität. m+w.p*17-1

Inhaltsverzeichnis
Einleitung . 7

Teil I:
Über die Mechanismen sozialer In- und Exklusion
unter den Bedingungen der kapitalistischen Moderne
1. Die Wiederentdeckung der sozialen Frage . 25
1.1 Das goldene Zeitalter 25
1.2 Der Untergang Arkadiens 28
a) Verteilung der Vermögen 32
b) Verteilung der Einkommen . 37
c) Zunahme der Armut 40
Exkurs zur Konzeptualisierung von Armut 41
d) Prekarität, Exklusion und die Wiederentdeckung
der sozialen Frage 70

2. Über die Mechanismen sozialer In- und Exklusion I
– Zur Inklusivität der Erwerbsarbeit . 79
2.1 Zur ideologischen Inklusivität der Erwerbsarbeit 80
a) Vormoderne Bewertung der Arbeit . 80
b) Zur Geschichte der modernen Glorifizierung der Arbeit 83
c) Widersprüche zwischen Ideologie und
Realität der Arbeit . 91
d) Trotz manifester Widersprüche zwischen Ideologie und
Realität: Apotheose der Arbeit in drei Dimensionen .  96
2.2 Zur praktischen Inklusivität der Erwerbsarbeit . 108

3. Über die Mechanismen sozialer In- und Exklusion II
– Zur Inklusivität des Geldes und zur Exklusivität der Armut . 119
3.1 Niklas Luhmanns Systemtheorie der In- und Exklusion 123
a) Inklusion und Exklusion in vormodernen
Gesellschaften 125
b) Inklusion und Exklusion in der modernen Gesellschaft 129
c) Zusammenfassung und Kritik 143
3.2 Zum Primat des ökonomischen Systems 147
a) Zahlungsfähigkeit: Existenzgrundlage des
modernen Menschen 147
b) Zur intersystemischen Bedeutung des Geldes
für die soziale In- und Exklusion 150
c) Exklusion als intrasystemische Erfolgsbedingung
der kapitalistischen Wirtschaft . 197
d) Fazit . 208

Teil II:
Zum Problem der sozialen Gerechtigkeit unter
den Bedingungen der kapitalistischen Moderne
4. Ist das fair? – Eine gerechtigkeitsethische Analyse
der Mechanismen sozialer In- und Exklusion im Kapitalismus 217
4.1 Vorüberlegungen zum Maßstab der Gerechtigkeit . 217
Exkurs zur Theorie der Gerechtigkeit von John Rawls 222
4.2 Über die Gerechtigkeit sozialer In- und Exklusion unter
den Bedingungen der kapitalistischen Moderne . 244
a) Das Prinzip der Gleichheit 246
b) Das Prinzip der Leistungsgerechtigkeit . 251
Exkurs zum verdienstethischen Naturalismus
von Wolfgang Kersting 256
c) Das Prinzip der Bedarfsgerechtigkeit 288
d) Das Prinzip der persönlichen Freiheit . 296
e) Das Prinzip der allgemeinen Vorteilhaftigkeit . 300
f) Fazit . 313

5. Das Bedingungslose Grundeinkommen
– Ein Weg aus der Misere? 319
5.1 Zur Lage des politischen Systems und
den Chancen der Gerechtigkeit 319
5.2 Zur sachlichen Adäquanz des Grundeinkommens . 327
5.3 Zur normativen Attraktivität des Grundeinkommens 329
a) Verringerung der Ungleichheit 333
b) Erhöhung der Leistungsgerechtigkeit 334
Exkurs zu den angenommenen Effekten eines
Bedingungslosen Grundeinkommens auf die
individuelle Arbeits- und Leistungsbereitschaft 340
c) Befriedigung der Grundbedürfnisse und reale Freiheit 346
d) Harmonisierung der Gesellschaft . 353
e) Schluss: Das Bedingungslose Grundeinkommen
als Chance der Gerechtigkeit 357
Literaturverzeichnis

Einleitung
Europa ist ein reicher Kontinent. Unter dem Eindruck der seit Jahren andauernden
Eurokrise mag dieser Umstand vielleicht etwas in den Hintergrund
geraten sein. Doch nach Angaben der Boston Consulting Group,
einer der größten Unternehmensberatungen der Welt, steigerte sich das
europäische Vermögen in privaten Händen bis zum Jahr 2013 auf fast
38 Billionen Dollar, was rund einem Viertel des globalen Reichtums entsprach.(1) .
Damit rangierte Europa, hinter dem nordamerikanischen Wirtschaftsraum
mit 50,3 Billionen, auf dem zweiten Platz, was bedeutet,
dass die Kernregionen der westlichen Welt 2013 zusammengenommen
nicht weniger als 58 % des weltweiten Privatvermögens kontrollierten.
Zwar lagen die Wachstumsraten der vorausgegangenen Jahre in Europa
und Nordamerika deutlich unter denen beispielsweise des aufstrebenden
asiatisch-pazifischen Wirtschaftsraumes. Dennoch wuchs der private
Reichtum auch im Westen, in Europa, trotz der globalen Finanz- und
anschließenden Eurokrise allein zwischen den Jahren 2009 und 2013 um
fast 6 Billionen Dollar. (2). Mit anderen Worten: Niemals zuvor war der gesellschaftliche
Reichtum in Europa größer.
1)
Eingerechnet sind neben dem Barvermögen vor allem Geldanlagen (zum Beispiel
Fondsanteile, Aktien, Lebensversicherungen etc.) sowie Rentenansprüche.
Immobilien, Betriebsvermögen und Luxusgüter wurden hingegen nicht berücksichtigt.
2
Vgl. ebd. sowie Boston Consulting Group: Global Wealth 2012. The Battle
to Regain Strength...

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