Rebellion ist gerechtfertigt . Zur Aktualität des Mai 68 . Übersetzt von Richard Steurer-Boulard

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Rebellion ist gerechtfertigt (A. Badiou)
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Online-Publikation: Oktober 2018 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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Heft 19: 61 Seiten; 168 x 108 mm; ISBN 9783709203330; 9,10 EUR
Passagen Verlag  25 Jahre*, Wien; http://www.passagen.at

Charakteristika
> Heft-Reihe, herausgegeben von Peter Engelmann
> Topoi: Mai 68 | Geschichte | Aufstand

Inhalt
Alain Badiou befreit den Mai 68 von verzerrenden Interpretationen, legt seinen philosophischen und politischen Kern frei und zieht die Lehren, die er für unsere Gegenwart bereithält.

 In konziser Weise rechnet Badiou mit den stereotypen Diagnosen des Mai 1968 ab, die anlässlich seines fünfzigsten Jahrestages in Jubel und Nostalgie auf der einen, Schmähungen und Angriffen auf der anderen Seite versanden. Was die Menschen in diesem zum Symbol gewordenen Monat eigentlich bewegte, war die Überzeugung, dass es Schluss zu machen gelte mit den sozialen Unterschieden und den damaligen Machtverhältnissen, und dass dieser Umsturz möglich wäre durch eine beispiellose Art des Wortergreifens und die tastende Suche nach Organisationsformen, die der Neuheit des Ereignisses entsprächen. Badiou resümiert: Wenn wir die Lehren des Mai 68 ins Herz der gegenwärtigen Welt tragen, können wir uns Maos Ruf anschließen: „Rebellion ist gerechtfertigt!“

Autor
Alain Badiou,
geboren 1937 in Rabat, Marokko, lebt als Philosoph, Mathematiker und Romancier in Paris.
Er ist ein französischsprachiger, marxistisch bzw. kommunistisch orientierter Philosoph, Mathematiker und Autor von Dramen und Romanen. Geboren: 17. Januar 1937 (Alter 79), Rabat, Marokko.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alain_Badiou

Fazit, vorangestellt
'Der Philosoph, der ich bin, muss hier etwas sagen, das seit Platon wiederholt worden ist, etwas ser Einfaches. Er sagt, dass man mit einer Idee leben MUSS, und das mit dieser Überzeugung das beginnt, was verdient, wahre Politik genannt zu werden, und mit ihre das, was ich das wahre Leben genannt habe.'
So beendet Alain Badiou in seinem Heft "Rebellion ist gerechtfertigt" seine Erinnerungen an den Mai 68 in vier Anläufen, den Mai 68 (Orten) der:
1)  Studenten und Gymnasiasten (Sorbonne)
2)  Arbeiter (Autofabriken, Renault-Billancourt)
3)  Libertäre (freiheitlich*anarchisch) (Odeon-Theater)
4) Neue u.a, 'Philosophen der Mitterand-Jahre in der Folgezeit
Charakteristisch dafür ist das Ende einer veralteten Politik.
Badiou kommt zum Schluss, dass emanzipatorisches Handeln zwei Seiten hat, einerseits Gewerkschaften mit spezifischen Forderungen, andererseits eine parteiliche Komponente mit Kampf an gewählten Orten mit Macht präsent zu sein, um soziale Bewegungen zu transportieren. So schlussfolgert Badiou mit  Mao's Worten: 'Rebellion ist gerechtfertigt', ist eine interessante Auffassung  gerechtfertigte Anliegen zu mobilisieren.
m+w.p18-11


*) libertär /...turbulent
Dabei geht es vor allem darum, bis zu welchem Grad ein Staat jedem seiner Bürger Spielregeln setzen darf.
Das Adjektiv „libertär“ steht mit Bezug auf das politische Spektrum also für eine freiheitliche Wertorientierung im gesellschaftlichen Bereich (dies unabhängig von der anderen ideologischen Hauptachse, die sich auf die wirtschaftspolitische Ausrichtung auf einer Skala „sozialistisch“ versus „marktliberal“ bezieht)https://de.wikipedia.org/wiki/Libertarismus

*
Zur  Stimme von:
> Alain Badiou
drückt aus was viele Nachdenkliche mitdenken, dass die westliche Welt  verunsichert ist wie schon lange nicht mehr.
Die Novembermorde von Paris stellen unser eurozentrisches Selbstverständnis radikal auf die Probe. Alain Badiou stellt entscheidende Fragen: Wie konnte es zu den Gewaltexzessen kommen? Wie können westliche Gesellschaften darauf reagieren und dennoch liberale Rechtsstaaten bleiben? Kann es sein, dass fast die ganze Welt längst von einer totalitären, kapitalistischen Logik unterminiert ist - und sich gerade dadurch Gesellschaften radikalisieren? Fest steht: Mehr Polizei wird dieses Problem genauso wenig lösen wie der Rückzug auf nationale Identitätskonzepte. Stattdessen fordert Badiou, dass wir dem globalen Kapitalismus entgegentreten: mit einem neuen politischen Denken, das die herkömmlichen politischen Strukturen überwindet und in eine moderne Form des Kommunismus mündet.
Und zur Stimme von:
> Helmut Mayer (FAZ),  er schreibt wie Badiou die Pariser Anschläge vom 13. November als Reaktionen auf den Kapitalismus beschreibt, indem er die Ungerechtigkeit von Ressourcenverteilung auf globaler Ebene nachzeichnet. Aufmerksam folgt Mayer auch Badious Einteilung der Schichten in drei "Subjektivitätstypen": Badiou nennt hier die Subjektivität der zwischen Angst und Arroganz schwankenden westlichen Mittelschicht, jene der sich nach den Konsumwohltaten des Westen sehnenden Schicht und schließlich die "nihilistische Subjektivität" der rächenden und zerstörenden Attentäter, resümiert der Kritiker. Abgesehen von einigen Aufrufen zu neuen "transnationalen" Denkweisen vermisst Mayer hier allerdings "konkrete" Lösungsvorschläge
Badiou macht die Rechnung im globalen Maßstab auf: oben die wenigen Prozente der Weltbevölkerung, die über einen Riesenanteil der Ressourcen verfügen, darunter eine Weltmittelschicht, die vom bescheidenen Rest lebt, ganz unten fünfzig Prozent, für die nichts abfällt. Über die Zahlen muss man nicht streiten. Badiou ordnet ihnen jedenfalls drei "Subjektivitätstypen" zu. Zunächst die einer sich einbunkernden westlichen "Mittelschicht".
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