Peter Normann Waage: Ich . Eine Kulturgeschichte des Individuums

Diskurs PA4
P. Normann-Waage: Ich - Kulturgeschichte
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Online-Publikation: Juni 2015  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Peter Normann Waage: Ich . Eine Kulturgeschichte des Individuums . >>
797 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-8251-7879-6; €48,00
Verlag Urachhaus, Stuttgart 2005; http://www.urachhaus.com; http://www.geistesleben.de/
 
Inhalt
Ich bin Ich – das Persönlichste und Allgemeinmenschlichste zugleich. Aber von der Antike bis zur Gegenwart hat sich die Selbstwahrnehmung des Menschen stark verändert. Pointiert und sicher folgt Peter N. Waage den Spuren des Individuums in der europäischen Geschichte, Philosophie und Literatur, beleuchtet neu, bringt nahe, macht verständlich, begeistert und inspiriert.
In den Mythen begegnen wir Adam und Eva und Prometheus. In der Antike stochert Tragödienheld Orest in unserem Gewissen und Sokrates in unserer Sicherheit; Platon führt uns auf den rechten Weg, aber Alexander sprengt jegliches Maß. Das Mittelalter lehrt uns vieles über Hexen, Ketzer und Kirche. In der Renaissance schauen wir u.a. bei Dante, Giotto und Masaccio vorbei, im Zentrum aber steht Filippo Brunelleschi. In der Neuzeit weisen Descartes, Luther und Calvin uns den Weg zu uns selbst; Montaigne und Hamlet zeigen uns, was wir finden können, Mary Wollstonecraft verleiht den Frauen eine Stimme, Kant enthüllt unbekannte Seiten, Lessing nimmt uns in die Schule und wir besuchen Hume, Fichte, Goethe und Hegel.
Im 19. Jahrhundert schaffen Frankenstein und H.C. Andersen, Gogol, Schopenhauer und Schelling Unruhe. Außerdem begegnen wir dem Doppelgänger Europas im Schicksal Peter des Großen und Dostojewskijs. Stirner, Kierkegaard und Ibsen bitten uns darum, uns selbst zu wählen, ebenso Nietzsche, Steiner, Sartre und Beauvoir. Im 20. Jahrhundert stützen uns Belyi und Joyce, ehe wir uns mithilfe Spenglers, Wittgensteins und Foucaults selbst auflösen. Orwell gibt uns einen utopischen Aufenthaltsort, Charlie Chaplin hebt unseren Blick, Viktor Frankl, Hans und Sophie Scholl sowie Solschenizyn lehren uns, dagegenzuhalten. Das beginnende 21. Jahrhundert sagt: Wenn die Zukunft nicht dem Individuum gehört, so hängt sie vom Einzelnen ab.

Autor
Peter Normann Waage
geboren 1953, norwegischer Essayist, Journalist und Kulturhistoriker, schrieb viele Jahre Leitartikel für die Zeitschrift Dagbladet und veröffentlichte zahlreiche Bücher zur Kulturgeschichte und Politik, darunter eine prämierte Dostojewskij-Monografie und eine Darstellung der Weißen Rose aus der Perspektive von Traute Lafrenz, die 2012 im Verlag Urachhaus erschien.

Stimmen
Ein bedeutendes Werk und zugleich fesselnde Lektüre von der ersten bis zur letzten Seite.
(Jostein Gaarder)
Ein großes Werk von Waage. Ein umfassender, wohlformulierter und kristallklarer Streifzug durch die Geschichte des Individuums.
(Dagbladet)

Fazit
'Orwell gibt uns einen utopischen Aufenthaltsort? (laut Inhaltstext' ). Ja, aber er ist statt utopisch real geworden. Der norwegische Essayist, Journalist und Kulturhistoriker Peter Normann Waage sagt es und umkreist in seinem Diskursbuch " Ich . Eine Kulturgeschichte des Individuums" diskursiv die Begriffsfelder Rätsel, Mythen, Mittelalter, Renaissance, frühe Neuzeit, 19, Jhdt., 20. Jhdt., bis zum Blick auf das begonnene 21. Jhdt. zu Würde, Wert und die Möglichkeiten des Individuums.
Seine Quintessenz lautet: 'Ein Ich wird nie so autonom und selbstbewusst sein, dass es alleine auf der Welt leben kann.'
Stetige Mithilfe, Ratschläge und Unterstützung von Anderen sind nötig, um ein umfassendes Werk - wie dieses zum Ich - entstehen zu lassen. Es ist ein gelungenes Werk, voll von tiefgreifenden Anregungen zu Topoi bis Tags wie Über-/Mut, Verbrechen, Scham/loses, innere Welten & Erfahrungen, Dienst/barkeit (Knecht & Herr) und Rechtsgeltung, Kunst-/Werkliches, Selbst/Wahl und Doppelgängertum, Selbsterneuerung & -auflösung zur Masse.. . Bis heute zu Fiktion und Unausweichlichem, wie es Viktor Frankl, Hans und Sophie Scholl sowie Solschenizyn ... ( wir fügen aktuell Stéphane-Hessel, Jean Ziegler... hinzu) uns gelehrt haben. So ist ein unausweichlich-'mögliches' Diskursbuch zur Liebe nach Weisheit entstanden und kann - so hoffen wir - im Regal gut sichtbar zur Selbststärkung des 'Ich's inmitten des Wir' griffbereit bleiben. m+w.15-6