T. Kron: Wieso haben die das getan?« Dies ist die Kernfrage mit den Terror

Diskurs aktuell
T. Kron: Reflexiver Terrorismus
-da-velbrueck15-5kron-terrorismus


Online-Publikation: Mai 2015  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Thomas Kron : Reflexiver Terrorismus >>
508 Seiten, br ; ISBN 978-3-95832-055-0; 49,90 EUR
Dieser Titel ist auch im Verlag Humanities Online als E-Book erhältlich: http://www.humanities-online.de
Velbrück Wissenschaft, D-53919 Weilerswist-Metternich; http://www.velbrueck-wissenschaft.de

Charakteristika
»Wieso haben die das getan?« Dies ist die Kernfrage, die mit den Terror-Anschlägen vom 11. September 2001 gestellt wurde.
Seitdem gibt es, wie Peter Sloterdijk konstatiert, »glänzende Teilanalysen, bisher jedoch keine befriedigende Erklärung.«
Das vorliegende Buch versucht diese Lücke zu schließen.

Inhalt
Ausgangspunkt hierfür sind Überlegungen zur Komplexität der Gegenwartsgesellschaft, die empirisch als »selbstorganisiert-kritikale Weltrisikogesellschaft« beschreibbar ist und deren Kernelemente sich im Prozess der Hybridisierung zeigen.
Entlang der Idee der Weltrisikogesellschaft wird gezeigt, dass die in der Soziologie bzw. in den Sozialwissenschaften üblicherweise verwendete Logik der Theorien in der Anwendung auf den transnationalen Terrorismus zu falschen Erkenntnissen führt. Als Alternative wird der methodologische Kosmopolitismus als konzeptionelle Rahmung fortentwickelt und die verschiedensten gesellschaftstheoretischen Perspektiven und Überlegungen auf manchmal überraschende Weise zueinander in Beziehung gesetzt.
In der Darlegung der strategischen Evolution von Al-Qaida im Kontext einer komplexen, besonders durch die Strategie der USA geprägten Welt, soll deutlich werden, dass eine methodologisch-kosmopolitische Perspektive den transnationalen Terrorismus erklärend entschlüsseln kann. Dazu wird gezeigt, dass der transnationale Terrorismus als Element der Weltrisikogesellschaft ein Risiko darstellt, dessen Bestandsbedingungen alle Merkmale eines komplexen, adaptiven Systems aufweisen. Die Anpassung an die jeweilige Umwelt erfolgt in diesem Fall über das wechselseitig anpassende Justieren der Strategien der beteiligten Akteure.
Der Autor gibt damit nicht nur eine profunde Antwort auf die Ausgangsfrage, sondern es gelingt ihm zugleich, den Anspruch des kosmopolitischen Blicks auf die Praxis der Theorie selbst anzuwenden, was vorherrschende Stereotypen der gesellschaftstheoretischen Lagerbildung nachhaltig in Frage stellt.

AUTOR
Thomas Kron, Dr. phil, ist Professor für Soziologie an der RWTH Aachen University. Auswahl bisheriger Veröffentlichungen: Zeitgenössische soziologische Theorien. Zentrale Beiträge aus Deutschland. Wiesbaden: VS, 2010. Individualisierung. Bielefeld: transcript, 2009 (mit Martin Horácek).
http://www.soziologie.rwth-aachen.de/aw/cms/website/zielgruppen/allgemeine_soziologie/mitarbeiter/Mitarbeiter_Allg_Soziologie/Ablagestruktur/~tca/thomas-kron/?lang=de

Fazit
mit komprimierter Inhaltsfolge:
1 Methodologische Überlegungen :
Komplexität Soziales
selbstorganisiert-kritikale Weltrisikogesellschaft  Skaleninvarianz Energie Kopplungen
moderne Erzeugung und Reinigung der Hybriden: . .Vermehrung Immunisierung
und paradoxale Verfasstheit. . . Gegenwartsdiagnose
Intersexuelle als Abfallprodukte dichotomen Unterscheidens
Gegenwartsdiagnose

2 Konsequenzen
Exklusive und inklusive Unterscheidungen in der Weltrisikogesellschaft . .Ordnung, Chaos,
Zugehörigkeit (Simmel) Exklusion((Talcott Parsons) Folgen (Weber) 
Soziologischer Manichäismus . . . . . . . . .  

3 Zur Logik & Praxis inklusiver Unterscheidungen .
Formtheorie: situativ zweiwertig (Luhmann) > Strategieevolution  Al-Qaida:
Fuzzy / Hochkostensituationen (1)
Dichotom / Niederkostensituationen

4 Terrorismus als Element der Weltrisikogesellschaft : Risiko, Inszenierung,  Entgrenzung,
Entgrenzung & Nebenfolge; Komplexität des Transnationalen
Solidarität: Relative Deprivation, Ökonomie, Schwache Staaten,  Islamischer Fundamentalismus
Strategieevolution : Selbstorganisiert-kritikal Adaptivität
USA als Umwelt von Al-Qaida : Maxime: Gut vs. Böse Vorbeugend  technisch Machbar
Al-Qaidas : Maxime: fuzzy terrorism Moderne, Anti-Moderne,Glokalität   Innen vs. Außen . . . . . . . . .  393
Schläfer: Fern und nah zugleich
Vision: Jihad .Plan: Individualisierung .
Terrok: Der Individual-Terrorist . Economic Jihad
Taktik: Selbstmordattentate .

*
Quintessenz:
Angepeilte Perspektiven von dichotomen(0) Betrachtungsweisen zum Terrorismus nützen mehr den Terroristen als dem Westen (Schneckener)
Die vorliegende komplexorientierte Gegenstrategie kann - zusammen mit dem bloss ergänzenden Kulturdiskurs - zum Erfolg führen, nicht dichotom* allein, vielmehr sind die Graustufen zu beachten, die Friedenschancen eröffnen. 'Denn die starke Reduktion* der Komplexität trägt zur Verschärfung des Problems bei. Der methodologisch-glokale (2) Kosmopolitismus - jedoch - eröffnet Handlungschancen, die eine friedliche Anpassung aneinander zumindest als Möglichkeit in Aussicht stellen', so schlussfolgert der Soziologe Thomas Kron in seiner 'überragend-gewaltigen' Untersuchung und umfassenden Durchleuchtung in seinem hochaktuellen Diskursbuch "Reflexiver Terrorismus". - m+w.p15-6 -

(0)
Dichotomie bezeichnet eine Struktur aus zwei Teilen, die einander gegenüberstehen und einander ergänzen (zum Beispiel ein komplementäres Begriffspaar), oder eine Aufteilung in zwei solche Teile (zum Beispiel die Aufteilung eines ganzen Bereichs in zwei Teilbereiche).
Dichotomie bedeutet wörtlich „Zweiteilung“ (griechisch διχότομος dichótomos „halbgeteilt, entzweigeschnitten, in zwei Teile gespalten“; aus δίχα dícha „entzwei, getrennt“ und τέμνειν témnein „schneiden“).[1] Das Adjektiv lautet dichotom oder dichotomisch. Man spricht beispielsweise von einer dichotomen oder dichotomischen Methode, wenn sie auf Einteilungen in jeweils zwei Teile oder Gruppen beruht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Dichotomie

(1) Fuzzi (Terrorismus)
Fuzzy (nicht zu verwechseln mit Fuzzi) nach dem englischen Wort für unscharf, verschwommen, kann sich auf Folgendes beziehen:
Fuzzy-Lokalisierung = unscharfe Lokalisierung
Fuzzy-Logik (engl. fuzzy ‚verwischt‘, ‚verschwommen‘, ‚unbestimmt‘; fuzzy logic, fuzzy theory ‚unscharfe Logik‘ bzw. ‚unscharfe Theorie‘) ist eine Theorie, welche vor allem für die Modellierung von Unsicherheit und Vagheit von umgangssprachlichen Beschreibungen entwickelt wurde. Sie ist eine Verallgemeinerung der zweiwertigen Booleschen Logik. Beispielsweise kann damit die sogenannte Fuzziness von Angaben wie „ein bisschen“, „ziemlich“, „stark“ oder „sehr“ in mathematischen Modellen erfasst werden. Die Fuzzylogik basiert auf den Fuzzy-Mengen (Fuzzy-Sets) und sogenannten Zugehörigkeitsfunktionen, die Objekte auf Fuzzy-Mengen abbilden,
http://de.wikipedia.org/wiki/Fuzzy

(2) Glokalität
Glokalisierung ist ein Neologismus und ein Kofferwort gebildet aus den Begriffen Globalisierung und Lokalisierung, wobei diese beiden Begriffe als Spektrum der Größenordnungen, also nicht als Gegensätze, sondern als verbundene Ebenen, zu verstehen sind
http://de.wikipedia.org/wiki/Glokalisierung

***
Inhaltsverzeichnis
Ulrich Beck: Vorwort . 9
Einleitung 11
Teil A
1 Methodologische Überlegungen 19
1.1 Komplexität . .  23
1.1.1 Die Komplexität des Sozialen . .  27
1.2 Die selbstorganisiert-kritikale Weltrisikogesellschaft 34
1.2.1 Skaleninvarianz . . . .  36
1.2.2 Energie . .  41
1.2.3 Enge Kopplungen . .  56
1.2.4 Hybridisierung . .  65
1.2.4.1 Die moderne Erzeugung und Reinigung
der Hybride . .  68
1.2.4.2 Intersexuelle als Abfallprodukte dichotomen
Unterscheidens . .  81
1.2.4.3 Vermehrung der Hybride I: Immunisierung
und paradoxale Verfasstheit. . .  86
1.2.4.4 Vermehrung der Hybride II:
Gegenwartsdiagnose . . . . . . . . .  100

2 Methodologische Konsequenzen der
selbstorganisiert-kritikalen Weltrisikogesellschaft . 109
2.1 Exklusive und inklusive Unterscheidungen in der
Weltrisikogesellschaft . .  109
2.1.1 Ordnung und Chaos im Wandel . . . . . .  113
2.1.2 Exklusive und inklusive Unterscheidungen in
der Soziologie . .  115
2.1.2.1 Exkurs I: Das Problem der graduellen
Zugehörigkeit bei Simmel . . . . .  117
2.1.2.2 Exkurs II: Die Exklusion Simmels durch
Talcott Parsons . . . . . . . . . . .  144
2.1.2.3 Exkurs III: Weber und die Folgen . . . .  156
2.2 Soziologischer Manichäismus . . . . . . . . .  162
3 Zur Logik inklusiver Unterscheidungen . 173
3.1 Inklusive Unterscheidungen und Formtheorie . .  177
3.1.1 Kritik der luhmannschen Formtheorie .  181
3.2 Fuzzy-Logik . . . . . . . . .  191
3.2.1 Die Praxis des inklusiven Unterscheidens . . .  199

Teil B
4 Terrorismus als Element der Weltrisikogesellschaft 215
4.1 Das Risiko des Terrorismus . . .  215
4.1.1 Inszenierter Terror . . .  215
4.1.2 Die Entgrenzung des Terrors . . . . . . . .  217
4.1.3 Terror als Antizipation . . . . . . . . . .  219
4.1.4 Terror als Nebenfolge . . . . . . . . . .  220
4.1.5 Methodologische Konsequenzen . . . . .  221
4.2 Die Komplexität des transnationalen Terrorismus . .  226
4.2.1 Bedingungen des Terrorismus . . . . . . .  229
4.2.1.1 Solidarität: Relative Deprivation . . .  232
4.2.1.2 Wirtschaft: Die Ökonomie des Terrors .  244
4.2.1.3 Politik: Schwache Staaten . .  250
4.2.1.4 Kultur: Islamischer Fundamentalismus . .  266
4.2.2 Selbstorganisiert-kritikaler Terrorismus .  279
4.2.2.1 Adaptivität in komplexen Systemen . . .  281
4.2.2.2 System-Stress . . . .  285
4.2.2.3 Adaptivität und Strategien . . . . . . .  296

5 Strategieevolution 305
5.1 Zum Begriff »Strategie« . . . . . . . . . . . . . .  306
5.2 Die USA als Umwelt von Al-Qaida . . . . . . . . . . . . . . 320
5.2.1 Maxime: Gut vs. Böse . . . . . . . . . .  321
5.2.2 Vision: Vorbeugender Imperialismus . . . . .  329
5.2.3 Plan und Taktik: Die stumme Macht
des technisch Machbaren . . . . .  355
5.3 Die Strategieevolution Al-Qaidas . . . . . . . . . . . . . .  362
5.3.1 Maxime: fuzzy terrorism . .  371
5.3.1.1 Moderne Anti-Moderne . . . .  377
5.3.1.2 Glokalität . . . . . . . . .  385
5.3.1.3 Innen vs. Außen . . . . . . . . .  393
5.3.1.4 Schläfer: Fern und nah zugleich .  396
5.3.2 Vision: Jihad . .  411
5.3.3 Plan: Individualisierung des Terrorismus . . .  418
5.3.3.1 Terrok: Der Individual-Terrorist . . . .  428
5.3.3.2 Economic Jihad . . . . . . . . .  438
5.3.4 Taktik: Selbstmordattentate . . . . . . .  447

6 Ausblick . 455
Literatur . 465


***