Die Philosophie in der Islamischen Welt

Diskurs Aktuell
Islamische Philosophie
schwabe12-12philosophiederislamischenwelt-I
http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/schwabe12-12philosophiederislamischenwelt-i.htm

Online-Publikation: Dezember 2012  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Grundriss der Geschichte der Philosophie . Die Philosophie in der Islamischen Welt . Band 1: 8. - 10. Jahrhundert . Herausgegeben von Ulrich Rudolph unter Mitarbeit von Renate Würsch >>
2012. DCXII, 612 Seiten. Leinen mit Schutzumschlag. ISBN 978-3-7965-2632-9 ; sFr. 200.- / € (D) 167.50 / € (A) 172.- Schwabe  & Christoph Merian Stiftung; Basel; http://www.schwabe.ch; http://www.merianverlag.ch;

Inhalt
Die Geschichte der Philosophie in der islamischen Welt bis zum Ende des 10. Jahrhunderts
Zur Reihe: Entgegen einer weitverbreiteten Annahme fand das philosophische Denken in der islamischen Welt um 1200 nicht sein Ende. Die Debatten wurden vielmehr fortgesetzt und lassen sich in verschiedenen Konstellationen und regionalen Ausdifferenzierungen (arabische Welt, Osmanisches Reich bzw. Türkei, Iran, Indien/Südasien) bis in die Gegenwart verfolgen. Ziel der Reihe ist es, die komplexe Geschichte der Philosophie in der islamischen Welt von ihren Anfängen bis ins 20. Jahrhundert darzustellen. Das geschieht in vier Bänden, die chronologisch angeordnet sind (I: 8.–10. Jh.; II: 11.–12. Jh.; III: 13.–18. Jh.; IV: 19.–20. Jh.). Dabei kommen nicht nur bekannte Denker wie Ibn Sina/Avicenna oder Ibn Rušd/Averroes zur Sprache, sondern auch zahlreiche Autoren, die bislang nie im Rahmen einer Philosophiegeschichte behandelt worden sind.
Zum wissenschaftlichen Komitee der Reihe gehören Peter Adamson (München), Hans Daiber (Düsseldorf), Gerhard Endress (Bochum), Dimitri Gutas (New Haven), Hermann Landolt (Basel), Anke von Kügelgen (Bern), Wilferd Madelung (Oxford), Sabine Schmidtke (Berlin) und Robert Wisnovsky (Montréal).
Thema des Bandes ist die Geschichte der Philosophie in der islamischen Welt bis zum Ende des 10. Jahrhunderts. Dabei werden zunächst die historischen Voraussetzungen vorgestellt: der Stand der philosophischen Diskussion in der Spätantike, die Rezeption einzelner griechischer Konzepte und Texte durch syrische Christen und schließlich die breite griechisch-arabische Übersetzungsbewegung, die eine Vielzahl antiker Werke einem neuen, höchst interessierten Kreis von Lesern zugänglich machte. Auf dieser Grundlage entwickelte sich rasch eine Philosophie in arabischer Sprache, die an antike Vorbilder anknüpfte, aber zugleich eigene Fragestellungen und Perspektiven ausbildete. Deutlich wird das vor allem an den drei herausragenden Autoren der Frühzeit: Abu Ishaq al-Kindi (gest. zwischen 861 und 866), Abu Bakr ar-Razi (gest. 925) und Abu Nasr al-Farabi (gest. 950). Aber es zeigt sich auch bei zahlreichen weniger bekannten Denkern, die teils in Anlehnung an al-Kindi und al-Farabi, teils mit eigenen Ansätzen philosophischen Fragestellungen nachgingen.

Der Herausgeber, unter Mitarbeit von Renat Würsch
Ulrich Rudolph, geb. 1957, studierte Islamwissenschaft, Geschichte und Philosophie in Frankfurt a. M., Tübingen und Bochum. Promotion (Tübingen) 1987. Habilitation (Göttingen) 1993. Assistent an der École Pratique des Hautes Études (Paris) 1985 und an der Universität Göttingen ab 1986; Hochschuldozent Göttingen 1993; Gastprofessuren in Tübingen 1994– 1995 und in Aix-en-Provence 1996; Ordentlicher Professor Zürich 1999. Deutsch-Französischer Wissenschaftspreis 1997. Präsident Schweizerische Asiengesellschaft seit 2005. Leiter des Universitären Forschungsschwerpunkts «Asien und Europa» 2006/2007. 

Fazit, unter Bezug auf die Inhaltsfolge
Es geht in diesem in vortrefflicher wissenschaftlicher Quellen- und Tiefenarbeit vorliegenden Band 1, vom Herausgeber Ulrich Rudolph, unter Mitarbeit von Renat Würsch erarbeitet, um den "Grundriss der Geschichte der Philosophie in der Islamischen Welt zwischen dem 8. - 10 Jahrhundert". Dabei wird im Vorlauf der spätantike Hintergrund beleuchtet, die syrische Denktradition in frühislamischer Zeit, die Wiederkehr der griechischen Denkschulen dank Übersetzung in das Arabische, sowie die Anfänge muslimischen Philosophierens mit der Folge des Entstehens der Bagdader Aristoteliker und ihre verbreitende Wirkkraft, vom 4.-11. Jahrhundert.
Dabei kommen dem"Harmoniebegriff " von Platon und Aristoteles, als herausragende Autoritäten, grundsätzliche Bedeutung zu - unter Zurückweisung der Stoa und Epikurs. Dabei ging es um die Verwechslung zwischen Dingen (sensibel / intellektiv* bei Jamblichos) und Wörtern (statt den Dingen bei Plotin) .  Darüber hinaus werden die Schulen in Athen und Alexandria diskursiv ausgiebig beleuchtet, sowie ihre Wege der weiteren Vermittlung. Dabei kommt der Rolle der syrischen Christen bereits ab dem 3. Jahrhundert ein eindrückliche Zeugniskraft zu. Die Verteilung des Denkens  erfolgte von Syrien über Palästina, Mesopotamien bis nach Südwestiran.
Was auch für das aktuelle europäische Denken der Gegenwart zum besseren Verständnis dieses geopolitischen Grossraumes von Bedeutung ist.
Dieses vorzügliche Standardwerk Bd.1 zur Philosophie in der islamischen Welt  ist sowohl mit einem arabischen als auch griechischen Glossar versehen, klarerweise auch mit einem umfangreichen Sach- und Personenregister ausgestattet. m+w.p12-12