Jaroslav Rudiš / Jaromir 99 : "Alois Nebel" . Aus dem Tschechischen von Eva Profousová

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 J. Rudiš : "Alois Nebel"
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Online-Publikation: Februar 2012 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Jaroslav Rudiš / Jaromir 99 : "Alois Nebel" .  Aus dem Tschechischen von Eva Profousová >>
360 Seiten, Klappenbroschur; 978-3-863910-12-9; EUR 24.90
Voland-Quist Verlag, D-04229 Leipzig; http://www.voland-quist.de/verlag/

Überblick
Ende der achtziger Jahre. Alois Nebel arbeitet als Fahrdienstleiter an einem kleinen Bahnhof in Bílý Potok, einem abgelegenen Ort an der tschechoslowakischpolnischen Grenze, dem früheren Sudetenland. Er ist ein Einzelgänger, der das Sammeln alter Fahrpläne der Gesellschaft von Menschen vorzieht. Doch manchmal legt sich der Nebel über die Bahnstation, und dann sieht er Züge mit Geistern und Schatten aus der dunklen Vergangenheit Mitteleuropas: dem Zweiten Weltkrieg, der Vertreibung der Deutschen, der sowjetischen Besatzung. Alois Nebel wird diese Alpträume nicht los und endet schließlich in einem Sanatorium. Dort lernt er „den Stummen“ kennen, der bei dem Versuch, die Grenze zu überqueren, verhaftet wurde. Niemand weiß, warum er nach Bílý Potok gekommen ist oder was er dort sucht, aber er ist es, der Alois Nebel dabei hilft, den Kampf gegen seine Dämonen aufzunehmen ...

Zum Inhalt
des Comics: Ende der achtziger Jahre. Alois Nebel arbeitet als Fahrdienstleiter an einem kleinen Bahnhof in Bílý Potok, einem abgelegenen Ort an der tschechoslowakischpolnischen Grenze, dem früheren Sudetenland. Er ist ein Einzelgänger, der das Sammeln alter Fahrpläne der Gesellschaft von Menschen vorzieht. Doch manchmal legt sich der Nebel über die Bahnstation, und dann sieht er Züge mit Geistern und Schatten aus der dunklen Vergangenheit Mitteleuropas: dem Zweiten Weltkrieg, der Vertreibung der Juden und später der Sudetendeutschen, der sowjetischen Besatzung. Alois Nebel wird diese Alpträume nicht los und endet schließlich in einem Sanatorium. Dort lernt er „den Stummen“ kennen, der bei dem Versuch, die Grenze zu überqueren, verhaftet wurde. Niemand weiß, warum er nach Bílý Potok gekommen ist oder was er dort sucht, aber er ist es, der Alois Nebel dabei hilft, den Kampf gegen seine Dämonen aufzunehmen ...
Alois Nebel wurde von Tomáš Luňák verfilmt
und läuft derzeit sehr erfolgreich in den tschechischen Kinos. Nach drei Monaten hatte der Animationsfilm bereits über 100.000 Besucher. Er wurde von Tschechien für den Oscar in der Kategorie „Bester ausländischer Film“ vorgeschlagen und kommt dieses Jahr in die deutschen Kinos.
Das Literaturhaus Stuttgart
wird unter dem Titel „Alois Nebel – Leben nach Fahrplan“ eine große Ausstellung zur Graphic Novel zeigen (07.03.-25.05.2012). Die feierliche Eröffnung mit Lesung und Konzert der Band Priessnitz findet am Mittwoch, den 7.03. um 20 Uhr statt.

Über die Autoren
Jaroslav Rudiš,
geboren 1972, ist Schriftsteller, Drehbuch- und Hörspielautor sowie Dramatiker und schreibt auf Tschechisch und Deutsch. Für seinen Debütroman „Nebe pod Berlínem“ („Der Himmel unter Berlin“, Rowohlt Berlin) wurde ihm der renommierte Jiří-Orten-Preis verliehen. Auf Deutsch erschienen außerdem die Romane „Der Himmel unter Berlin“ (Rowohlt) und „Grandhotel“ (Luchterhand Literaturverlag). Ende Februar erscheint sein neuer Roman „Die Stille in Prag“ im Luchterhand Literaturverlag. Er lebt und arbeitet in Tschechien und Deutschland.
Jaromír 99,
geboren 1963, ist Comiczeichner, Maler sowie Sänger und Texter der tschechischen Kultband Priessnitz. Er arbeitet als Musiker für verschiedene Bands, zeichnet Storyboards für Filme und veröffentlichte mehrere Graphic Novels und Comics. Er lebt und arbeitet in Prag.
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Links
http://www.aloisnebel.de/
http://www.voland-quist.de/
http://www.aloisnebel.cz/?lang=en
http://www.aloisnebel.com/
http://www.literaturhaus-stuttgart.de

Pressestimmen
»Jaroslav Rudiš ist der Zeichner einer Comic-Trilogie: Bahnwärter Alois Nebel erlebt die dunkle Vergangenheit nach, die Judentransporte und Vertreibungen. Die Graphic Novel erscheint nun auf Deutsch und wurde aufwendig verfilmt.«
(BR 2)
»Eine humorvolle Comic-Reise in die deutsch-tschechische Beklommenheit.«
(dpa)
»Das Buch verführt einen in eine wilde Welt, voller schräger Gestalten und vielen schönen kleinen Geschichten.«
(rubikon)
Dresden/Leipzig, 10.02.2012: Autor Jaroslav Rudiš und Zeichner Jaromír 99 haben mit der Graphic Novel „Alois Nebel“ in Tschechien einen veritablen Comic-Bestseller herausgebracht, der nun auf Deutsch bei Voland & Quist erschienen ist. 2011 wurde „Alois Nebel“ verfilmt und wird 2012 auch in die deutschen Kinos kommen. Eine Ausstellung im Stuttgarter Literaturhaus beginnt am 07.03.2012. Eine Lesereise ist in Vorbereitung.
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Über Voland & Quist
VQ ist ein Indie-Verlag und veröffentlicht junge zeitgenössische Literatur. Mittlerweile sind in über 6 Jahren mehr als 50 Titel erschienen, die meisten mit CD oder DVD mit Lesungen der Autoren. Programmschwerpunkte sind Lesebühnenliteratur, Spoken-Word-Lyrik, Kinderbücher sowie Romane und Erzählungen junger osteuropäischer Autoren. Verlegt werden z.B. Bücher von Ahne, Nora Gomringer, Kirsten Fuchs, Bas Böttcher, Jochen Schmidt, Edo Popovic und Lydia Daher. 2007 erhielt der Verlag den Arras Preis, 2010 wurde er mit dem Kurt-Wolff-Förderpreis ausgezeichnet.

Fazit
Das Cartoon-Team mit Autor Jaroslav Rudiš und Zeichner Jaromir 99 hat mit "Alois Nebel" , einer Cartoon-Trilogie, übersetzt aus dem Tschechischen von Eva Profousová, eine tief im mittelslawischen Kulturraum verwurzelten Tradition des Magischen Neo-Realismus, der die Tragik des Einzelnen in der Maschinerie einer sich stetig entmenschlichenden Welt aufzeigt . holzschnitttartig in grellstem Schwarz-Weiss - wobei noch das Schwarz die Herrschaft hat - und sich artikuliert sich stilistisch in der Nachfolge zwischen Frans Masereel* , Franz Kafka und dem Gestus der "Prager Laterna Magica" mit originärem Pathos und verstecktem Witz. Das Banal-Böse mit seiner Endlosschleife zeigt sich im folgenden Beckett-artigen Dialog paradigmatisch so:".. Ich lese auch gerne am Klo. / Was denn? / Fahrpläne. / Da ist doch immer alles gleich. / Eben...". Dieser dreiteilige Sprechbildroman spielt zwischen dem kleinen Bahnhof im Altvatergebirge Bily Potok, dem Prager Hauptbahnhof von da führt der Handlungsstrang den Blicklesenden schliesslich zurück in die Berge von Zlate Hory ( ins vergangene Sudetenland bis zur rauen, bitteren Gegenwart ). Einfach, erschütternd und grandios zugleich dieser "Alois im Nebel der - unserer - Zeit". m+w.p12-2