Susanne Stephan: Haydns Papagei . Gedichte

Online-Publikation: Februar 2016 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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128 Seiten, geb. mit Schutzumschlag; ISBN 978-386351-409-9; € [D] 18,– / [A] 18,50
Klöpfer&Meyer, Verlag, D-72070 Tübingen; http://www.kloepfer-meyer.de/

Charakteristika
- Lyrik, klar und bildstark.

»Haydns Papagei«
Stimmen
Susanne Stephans schon dritter Gedichtband bei Klöpfer & Meyer. Aber, bei all ihrem Erfolg
im Feuilleton und in der Kritik, trotz ihrer literarischen Auszeichnungen und Preise: sie ist eine von der Leserschaft
noch immer zu Entdeckende. Oder mit Lessing: »Wir wollen weniger erhoben und fleißiger gelesen sein« …
Flaschenpost, auf »Herzland« zu.
»Dabei kann die Lyrik, wie Susanne Stephan es so meisterlich zeigt, dem Leser ein ganzes Universum aufschließen, indem sie Leerstellen lässt, rhythmische Wege aufzeigt, die den Leser in unbekannte Welten vordringen lässt und die Fantasie des Lesers anregt. Man lässt sich von Susanne Stephan gerne an die Hand nehmen, weil sie durch ihre genauen Beobachtungen und lyrischen Bilder den Leser eher verführt als anführt.
« Lerchenflug.de
»Ob Stephan Musikalisches zum Thema macht oder ihre eigene Biografie mit viel zeitgeschichtlichem Gespür ins Spiel bringt, ob sie konzise Städtebilder entwirft oder Schicksale von Künstlern wie Marc, Trakl oder Joseph Roth zum Thema macht - immer sind ihre scheinbar wie von leichter Hand entworfenen Gedichte überzeugend und anregend.« Manfred Bosch,
ekz.bibliotheksservice
»Ihre Gedichte sind scharf, sie kippen, sie tun sich plötzlich auf, wo man es nicht erwartet, sie schauen die Dinge
verkehrt herum an, aber vor allem tun sie etwas, was nach aller Befreiung der Sprache, die wir hinter uns haben, mir
als Segen erscheint: Sie bringen Gedanken zum Vorschein.
Die Schönheit ihrer Gedichte liegt in der Freiheit, mit der sie zwischen verschiedenen Dimensionen umherstreift.
Mitten im Leben beginnen ihre Gedichte, oft ganz lakonisch, bei Dingen, die wir kennen, dort beginnt sie ihre
Streifzüge, aber von dort aus verläuft sie sich weit, manchmal bis an die Grenze des Todes, und setzt dann, ohne den
Sprung zu verwischen, darüber hinweg.
Und dennoch ist, bei aller Schärfe des Blicks für die Endlichkeit des menschlichen Daseins, der Ton der Gedichte von
Susanne Stephan nie wehleidig, nie verzweifelt, ganz im Gegenteil ist es gerade ihre Illusionslosigkeit, die ihr auch das
Lächeln über die eigene Begrenztheit ermöglicht.«
Jenny Erpenbeck
»Susanne Stephans Gedichte bleiben nicht im Ungefähren. Sie sind bildhaft poetisch und gleichzeitig sehr konkret, setzen sich mit unserer Geschichte auseinander und thematisieren, was diese mit uns macht.« Barbara Zeizinger,
Fixpoetry.com

Ein paar Zeilen zur Probe:
'La cappelletta
Das Portal fest verriegelt,
aber seitlich ein Fenster in Scherben.
Das ein Bild bietet von Gerümpel
mit Staubfirnis,
altem Elektrogerät:
eine Prozession vom Rasenmäher
bis zur Trockenhaube, hellblau,
die sich verneigt.
Überm Altar die kurzgeschnittene Stille.'

Fazit
Abstrahierte und zugleich atonale Musikalität klingt lesend hoch, wie sie Susanne Stephan in ihrem Gedichtband "Haydns Papagei" bereits in ihrer Widmung äussert, an Cage: 'satie / sucht sonnen- / licht und stösst dabei auf haydn /.
Hinzu tritt die platonisch-apollinische Nähe ins poetische Licht, besonders in ihrem Langgedicht 'Warmzeit' wenn sie unvermittelt schrill Assoziationen koppelt, wie: '... Das Gute, Wahre und Schöne / im Salzmantel / im Nachbarstollen die Häftlinge / aus den Neckarlagern / über Tage die letzten Kämpfe..'.
Sinnhafte Gedankenlyrik von Langzeiterinnerungen, par exellence. m+w.p16-2