Christian Futscher: Grete und der Hang zum Schönen

Belletristik
C. Futscher: Frau Grete...
-be-dtv15-4futscher-frau-grete


Online-Publikation: April 2015 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung

Buch: 208 Seiten; Hardcover SU; 12,5 x 19 cm ;  ISBN: 978-3-7076-0527-3; Euro 19,90 / e-Book: ISBN: 978-3-7076-0528-0; Euro 14,99
Czernin Verlag, Wien; http://www.czernin-verlag.com/

Inhalt
Die Frau Grete erzählt. Aus ihrem Leben. Das beginnt irgendwann, noch vor dem Zweiten Weltkrieg, in Wien und ist noch lange nicht zu Ende. Ihre Anekdoten sind einzigartig authentisch, schön und bitter, derb und komisch.
Den Wiener Schmäh kann man nicht lernen, man hat ihn oder man hat ihn nicht. Und man möchte fast meinen, die Frau Grete hat ihn erfunden. Sie ist das, was man getrost ein Original nennen darf.
Das Buch erzählt auf erfrischende Weise von einer Frau, die nicht auf der Suche ist, sondern immer einfach gelebt hat, mit einem Hang zum Schönen und – glücklicherweise – zum Reden:
»Die Gläser waren in einer altdeutschen Kredenz, und da hab ich gesagt: »Darf ich sie angreifen?« Und dann hab ich gesagt: »Und einmal krieg ich auch solche Gläser!« Da war das schon drin in mir, der Hang zum Schönen. Und, na ja, ich hab eh nur 30 Jahre darauf gewartet, oder 32 Jahre, bis ich sie gekriegt hab.«

Autor
I
Christian Futscher: Geboren 1960 in Feldkirch, Studium der Germanistik, lebt seit 1986 in Wien, u. a. als Pächter eines Stadtheurigen. 1998 erfolglose Teilnahme beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt, dafür 2006 Publikumspreis bei der „Nacht der schlechten Texte“ in Villach. Gewinner des Dresdner Lyrikpreises 2008.
II
Christian Futscher studierte Germanistik und Romanistik an der Universität Salzburg. Seit 1987 ist er in Wien ansässig, wo er neben verschiedenen anderen Tätigkeiten zeitweise Pächter eines Heurigen in der Josefstadt war. Er ist Verfasser von Prosatexten, Lyrik und Hörspielen. Seine Werke tendieren vorwiegend ins Satirische und Groteske.und ist seit 1994 Mitglied der Grazer Autorenversammlung.http://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Futscher


Fazit
Schmäh tut weh, und wird von den nicht österreichisch Kundigen herablassend gebraucht, ist aber von den Insidern als ein Verhüllungs- bis Überlebenswerkzeug genutzt. Dieser kommt sehr oft und treffend  im Roman von der Hauptfigur "Grete und der Hang zum Schönen" von Christian Futscher treffend situiert eingesetzt.
In einer Szene in der 'Mein Hans seinen Dukatenring' herunternimmt und Traudi lässt Futscher sie sagen:'To je hezky! Das ist schön!', da entbirgt sich nicht nur der Schmäh in seiner Banalität einer Begegnung, sondern das Hintergründige des 'verum' *der wahrhaftigen Anerkennung, das auch  im einfach gestrickten Menschen im 'Dionysischen' des 'pulchrum' * Schönen zutage tritt. Auf diesem dünnseiligen Spagat tanzt Futscher, ein Sprachkünstler der berührenden Art.
Besonders der 'rote**' Lebensraum von 1919 - 1934  wird hintergründig mit Bravour kongenial beschrieben . Dabei werden Bereiche 'Mensch - Stadt - Raum - Politik' sozial-poetisch verknüpft . Hochaktuell und paradigmatisch dazu ist die Darstellung von Eve Blau des demokratisch - sozialen Kommunalwohnbaus - der heute in Europa fast nur mehr privat kapitalisiert wird - und so zur Ausgrenzung ab der unteren Mittelschicht bis zum PrekariaT geführt hat. Das assoziiert auch dieser Roman "Grete und der Hang zum Schönen" zeitgeschichtlich in lebendiger Weise . m+w.p15-4

*) http://www.kultur-punkt.ch/diskurs-platon-akademie-4-pa4/pa4-diskursrunden-1995-2015-a-z.html
**)http://www.kultur-punkt.ch/rotes-wien-architektur.html