Schlembach, Mario: Dichtersgattin . Roman

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M. Schlembach : Dichtersgattin
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Online-Publikation: Mai 2017 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Schlembach, Mario: Dichtersgattin . Roman >>
227 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag ; ISBN: 978-3-7013-1249-8; € 20,- (E-Book: € 16,99)
Otto Müller Verlag, Salzburg; http://www.omvs.at;

Charakteristika
Ein Roman über unerfüllte Lebenssehnsüchte, der in einem gewitzten Sprachakt die österreichische Kulturgeschichte satirisch durchleuchtet, und nicht zuletzt eine Hommage an die oftmals im Schatten gebliebenen Stimmen der Literatur.
 
Inhalt
Um ihren Mann Hubert zum größten Dichter seiner Zeit zu machen, hat Hedwig alles geopfert. Sie hat Hubert aus der tiefsten Provinz „gerettet“ und in die hohe Wiener Kulturgesellschaft eingeführt, doch seit jeher verweigert er ihr sein „Opus Magnum“.
Als sie wie immer die Biennale in Venedig besuchen und den Österreich Pavillon betreten, da erregt sich Hedwig dermaßen über das dort gezeigte „Nichts“, dass all ihr Frust und ihre Wut ausbricht. In einem polyphonen Monolog berichtet sie von ihrem Leben, ihren Sehnsüchten, ihrer Liebe zum Burgtheater sowie der Verweigerung ihres Mannes, der sich lieber manisch mit dem österreichischen Bestattungswesen auseinandersetzt, als sie zu einer zweiten Alma Mahler zu machen und liefert dabei einen tiefen Einblick in die österreichische Seele und Kulturlandschaft des letzten Jahrhunderts. Hedwig redet sich in einen Wahn, während Hubert an ihrer Seite immer mehr verstummt und mit jedem Wort langsam zu verschwinden scheint.
Kurz gesagt:
Was, wenn Thomas Bernhard nichts veröffentlicht und seine „Tante“ geheiratet hätte? Oder Franz Werfel seiner Alma Mahler kein Werk geschenkt hätte? Oder ...

Autor

Schlembach, Mario
geboren 1985, aufgewachsen neben dem Lagerfriedhof Sommerein (Niederösterreich), als Bauernsohn auf einem Aussiedlerhof. Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Philosophie und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Wien. Forschungsschwerpunkte: Theorien der Autorschaft und Thomas Bernhard. Arbeitete u.a. als Bestattungshelfer, Buchhalter, Lokalreporter, Postler, Texter und Totengräber.
Seit 2012 lebt er als freischaffender Künstler und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Einladung zu den Werkstatttagen des Burgtheaters (2012), Dramatik-Stipendium des BMUKK (2013), Paliano-Stipendium des Landes NÖ (2015), Reisestipendium des Bundeskanzleramts (2016). Er inszeniert seine Texte auf verschiedenen Bühnen und durch verschiedene Medien u.a.: Der Totengräber des STALAG XVII A (2012, multimediales Theaterstück), Into the landscape/Poetry (2013, Ausstellungskatalog/Performance), Nekrolog eines Wahrspielers (2013, Doku-Fiction), Stiche eines Totengräbers (2014, Performance).

Fazit
'Hilft's nichts, schad's nix' das ist die Kernaussage des sterbenden Dichters an seine "Dichtersgattin" im Roman von Mario Schlembach. Ansonsten ein lebensbegleitendes Schweigen, an dem die mit-leidende Partnerin, letztenendes durch den Dichtertod befreit zu werden scheint. Kaum in der Bauernerde ' zwitschern die Vögel'… es ist fast kitschig, sagt sie sich. So erscheint Schlembach als selbst-bewusster Grenzgänger der Umgangssprache, dem wir gern wiederbegegnen.
Und  beiseite gesagt: Irgendwie scheint in diesem Sprachgefüge der sprachgewaltige Wildgans* wetterzuleuchten. m+w.p17-6

*) https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Wildgans
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