Herlinde Koelbl: Kleider machen Leute .

 

Architektur-Design
H. Koelbl: Kleider machen Leute
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Online-Publikation: Juni 2012 im Internet-Journal <<kultur-punkt>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<<  Herlinde Koelbl: Kleider machen Leute .  Vorwort von Peter Raue, Texte von Herlinde Koelbl, Wilhelm Vossenkuhl, Gestaltung von Marc Naroska >>
Ausstellungen: Deutsches Hygiene-Museum Dresden 4.5.–29.7.2012 www.dhmd.de; http://www.dhmd.de/index.php?id=1969
Katalogbuch: 232 Seiten, 186 farbige Abb., 24,80 x 28,60 cm; gebunden; ISBN 978-3-7757-3387-8; € 39,80
Hatje Cantz Verlag, Ostfildern; www.hatjecantz.de;  m.gatermann@hatjecantz.de;

Inhalt
Kleider - Der Stoff, aus dem die Leute sind: Realität, Illusion und Macht beruflicher »Uniformen«
Die international renommierte Fotografin Herlinde Koelbl (*1939 in Lindau) komponiert in großen Zyklen künstlerische Interpretationen kultureller, gesellschaftlicher und philosophischer Themen. Große Aufmerksamkeit fanden ihre Studien der Verwandlung von Menschen in einem hochrangigen politischen oder wirtschaftlichen Amt. Jetzt analysiert die Künstlerin die Bedeutung von Kleidung. 60 Personen aus aller Welt präsentieren sich jeweils in ihrer Arbeitsuniform und in ihrem Freizeitdress. Die Uniform erlaubt nicht nur die Zuordnung zu einem Beruf oder Stand, sondern verleiht auch Anerkennung, verändert Körpersprache und Ausstrahlung des Trägers. In Freizeitkleidung hingegen zeigen sich die Menschen individueller, offener und oftmals komplett verwandelt. Vom höchsten General über das Amt des Richters und Polizisten bis hin zum Beruf des Kochs oder Kaminkehrers sind sämtliche soziale Schichten vertreten. Zitate der Porträtierten über ihre Einstellung zu Kleidung ergänzen die Bilder.

Autorenteam
Herlinde Koelbl
http://de.wikipedia.org/wiki/Herlinde_Koelbl
Wilhelm Vossenkuhl
http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Vossenkuhl
Peter Raue
http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Raue
Hans Magnus Enzensberger: Allägliche Metamorphosen
http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Magnus_Enzensberger
Marc Naroska
http://www.naroska.de/

Stimmen
»In der Regel groß angelegte Zyklen, häufig zu in der Gesellschaft tabuisierten Themen. Seit Ende der 80er Jahren eine der in Deutschland meistdiskutierten Fotografinnen.«
  Das Lexikon der Fotografen. 1900 bis heute, München 2002
»Eines ihrer größten Projekte war ›Jüdische Portraits‹ (1989). Hier beschränkte sie sich nicht nur darauf, jüdische Persönlichkeiten der deutschen Geistesgeschichte in aller Welt     aufzuspüren und sie zu porträtieren, sondern sie führte eindringliche Dialoge, welche eine Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Oeuvre voraussetzte.«
  Prestel-Lexikon der Fotografen. Von den Anfängen 1839 bis zur Gegenwart, hrsg. von Reinhold Mißelbeck, München u. a. 2002
»Herlinde Koelbl schreibt, Werk für Werk, die Chronik einer Epoche, wie früher die Romanciers, wie Zola oder Balzac, nur mit anderen Mitteln.«
  Harald Martenstein, Der Tagesspiegel 09.08.2001

Fazit
Das Strukturmodell* der Psyche von Sigmund Freud funktioniert auch im Bildband von Herlinde Koebl "Kleider machen Leute" auf eklantante Weise. Die darin erscheinenden MaskenvetreterInnen - es erscheinen allerdings nur die von der Gesellschaftsmacht anerkannten Masken** / Uniformen / Berufskleider - erhalten dank ihrer Zugehörigkeit zu einem Kollektiv, einer tradierten Zunft oder Berufsgruppe, bzw. einer anerkennenden Attrappe nach einem vorgegebenen Muster, den Schein-Selbstwert, den sie laut ihrer Aussagen im Buch sowohl in der Öffentlichkeit als auch im privaten Schein/Sein durchaus psychophysisch durchleben. In diesem Licht betrachtet stellen diese piktogrammatischen wie heraldischen MaskenträgerInnen eine ästhetische Wertstruktur zur Schau, die einen tiefergehenden Diskurs ermöglichen. m+w.prankl12-6


*) Das Strukturmodell der Psyche, auch „zweite Topik“ genannt, ist ein von Sigmund Freud beschriebenes Modell der Psyche des Menschen. Danach besteht sie aus drei Instanzen mit unterschiedlichen Funktionen: dem Es, dem Ich und dem Über-Ich. Freud arbeitete dieses Modell erstmals 1923 in seiner Schrift Das Ich und das Es aus. Das Modell wird auch als „zweites topisches System“ und als „Drei-Instanzen-Modell“ bezeichnet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Strukturmodell_der_Psyche
**)
http://archiv.kultur-punkt.ch/galerie/masken-gradation-projekt-prankl2011.htm 
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/masken10-11diskurs-mathildenhoehe.htm