Städtebaulicher Diskurs : Qualität und Versagen

Europäischer Städtebau-Diskurs - am Beispiel Salzburg Städtebaulicher Diskurs : Qualität und Versagen In Kürze:
Leserbrief vom
13. 7. 2007 (verweigert von Salzburger Nachrichten, Bruchmann)
Leserbrief vom
15.01.2004

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Norbert Mayr: Städtebau-Kritik am aktuellen Beispiel Salzburg ----- Original Message ----- From: Gisela Schuler-Wallner To: B. Gappmair Cc: H.Breidenbach Sent: Thursday, January 15, 2004 3:01 PM Subject: Leserbrief zu "Altstadt braucht Vitalität..." im Salzburger Fenster 01/2oo4

Sehr geehrte Damen und Herren,

 Ich bitte um Veröffentlichung des nachstehenden Leserbriefes. Grundsätzlich kann man feststellen, dass Stadtentwicklung ohne Kritik und Anstösse von außen meist sich selbst "ad absurdum" führt. Erst durch massive Zeitungskritik wurden z. B. die öden Plattenbauten der Gemeinde Wien gegen Ende der 60er Jahre durch differenzierte Wohnformen abgelöst. Ich war selbst Mitinitiator von Arbeitskreisen, die durch permante Kritik und öffentliche Aufklärung zur Beendigung der brutalen Zerstörung der wertvollen Bausubstanz von Wien anfangs der 70er Jahre beigetragen haben. Und als Stadtplaner in Tübingen erlebte ich eine gleichgeschaltete Presse, die einen überdimensionalen Straßenbau forcierte. Als ich mich dagegen wehrte, mußte ich gehen. Ich weiß auch umgekehrt, dass kritische Stadträte hier in Salzburg anfangs der 80er Jahre einen unglaublichen Umschwung bzw. Fortschritt auf dem Gebiet der Stadtentwicklung erreicht haben. Ich finde also Norbert Mayr, einen der wenigen qualifizierten Architekturkritiker, die es in Österreich außerhalb von Wien gibt, außerordentlich wichtig. Gäbe es keine solchen Kritiker, begänne das zu blühen, was in der Altstadt-Sachverständigenkommission (SVK) in Ansätzen bereits vorhanden ist: Überheblichkeit (siehe die Bezeich-nung "Selbsternannter Architekturkritiker") und Bürgerferne (keine öffentlichen Sitzungen und keine Protokolle). Mit freundlichen Grüßen Gerhard Wallner Zwieselweg 3 D 5020 Salzburg -------------------------------- Grober Klotz Leserbrief 16.09.2003Konnte nach Intensiven Recherchen den letzten Aufrechten in Salzburg finden, der einen Sonderplatz kulturpunktiert verdient. Lg.Norbert
Salzburger Nachrichten, Städtebauliche Qualität in wenigen Worten zu beschreiben, ist sicher nicht leicht. Dennoch der Versuch: Zunächst ist Städtebau Raumbildung in einem bestimmten Maßstab, der in der Salzburger Altstadt - im Gegensatz zu anderen Städten wie z. B. Wien oder gar New York - relativ klein ist mit Ausnahme von Kirchen und Repräsentationsbauten. Das ist auch der Grund, warum Massenveranstaltungen in der Altstadt fehl am Platze sind. Dass sich der Maßstab in den Stadtteilzentren (Herrnau, Lehen, Bahnhof), vergrößert, ist verständlich. Überall aber spielt die Raum- oder Platzbildung eine große Rolle. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind städtebauliche Charakteristika wie auch Unterbrechungen von Baustrukturen, z. B. die kleinen Parks von Gründerzeit-Gebieten in Wien. In Salzburg findet sich ein solches Beispiel in der Markus-Sittikus-Straße, die "Ceconi-Villa" von 1892 mit parkartigem Garten und großartigem Baumbestand. Es ist also völlig unverständlich, dass die Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung (SVK) und die Stadtplanung in Salzburg diese stadträumlich einmalige Situation aufgeben und einen zerstörerischen, 24 Meter hohen Klotz eines privaten Investors genehmigen wollen. Dieser erschlägt in seiner dreifachen Größe regelrecht die Villa und auf der Südseite bleibt kein einziger Baum mehr erhalten. In Salzburg wird immer von Verschönerung und Verbesserung gesprochen, hier wird verschandelt und verschlechtert. Dipl.-Ing. Gerhard Wallner 5020 Salzburg Gute Idee Stadtteilforum
Salzburger Nachrichten, Leserbrief 21.06.2003
Wenn der Sozialwissenschafter Günther Marchner die Vernachlässigung insbesondere des Stadtteils Lehen beklagt (SN, Seite 8 vom 13. 6.), so muss ich ihm, auch aus der Sicht des Stadtplaners, völlig Recht geben. Auf der anderen Seite beobachte ich seit Monaten den Aufwand, den man in der Altstadt mit so genannten "Events" betreibt - Massenveranstaltungen, die weder im optischen Maßstab noch in der Lautstärke dorthin passen. Wenn man schon dieses riesige Stadion vor Schloss Kleß-heim gebaut hat, warum nutzt man es nicht für solche Großveranstaltungen? Sage niemand, man will durch diese Events die Altstadt beleben. Man sieht doch jedesmal das Chaos vor, während und nach den Veranstaltungen. Die Überbleibsel müssen dann tagelang entsorgt werden. Man könnte sich diese "Schnapsideen" sparen und dafür die Stadtteile unterstützen, die wirklich Hilfe bräuchten. Die Idee eines "Stadtteilforums", in dem sich Soziologen, Stadtplaner, Politiker und Bürger auseindersetzen können, finde ich ausgezeichnet. Dipl. Ing. Gerhard Wallner 5020 Salzburg Gesamtplanung tut not Salzburger Nachrichten, Leserbrief 11.03.2002
Wie fatal es ist, einen Stadtentwicklungsplan ständig zu ignorieren oder zu wenig ernst zu nehmen, hat sich in Salzburg in letzter Zeit deutlich gezeigt. Der Standort des neuen Stadions ist falsch, weil es das berühmte Schloss Kleßheim beeinträchtigt, der geplante Museumsklotz auf dem Berg wäre ein riesiger städtebaulicher Fehler im Vergleich zum transparenten Cafe` Winkler, die Tiefgarage Makartplatz ist unnötig und läge zu weit im Stadtzentrum, man denke nur an die Zufahrten, der Standort für das neue Hallenbad ist ganz schlecht, weil viel zu eng und im Vergleich zu anderen möglichen Standorten weder schön noch verkehrstechnisch günstig, weil durch die Einkaufszentren und das neue Stadion der Knoten Kleßheim ohnehin stärkstens belastet ist. Ein schönes Hallenbad mit Außenbecken braucht auch eine schöne Aussicht in die Landschaft, wie sie in Liefering oder Leopoldskron möglich wäre. Das Argument Kosten ist immer ein schlechtes Argument bei öffentlichen Einrichtungen. Man denke nur an die Schulen der 60er Jahre, die jetzt teuer saniert werden müssen, weil sie meistens sehr "kostengünstig" gebaut wurden. Als eine weitere gravierende Fehlentscheidung muss wohl die Bebauung in Puch an der Autobahn und entlang der Salzach und des gesamten Salzachtales angesehen werden. Die Verlagerung der FH nach weit außerhalb ist ein weiterer städtebaulicher Fehler, der kaum wieder gut zu machen ist. Wie werden die Schüler dann dorthin kommen? Per Auto? Ein ernst genommener, immer wieder mit allen Gremien und Interessenten durchdiskutierter Stadtentwicklungsplan hätte diese Fehler vermieden und Salzburg wäre nicht nur auf dem Gebiet der Radwege und einiger Einzelprojekte vorbildlich. Entscheidend ist eine Gesamtplanung über die Grenzen hinaus. Das ist auch meine 30-jährige Erfahrung als Stadtplaner in Deutschland. Dipl.-Ing. Gerhard Wallner 5020 Salzburg
Museum - eine Fehlentscheidung
Salzburger Nachrichten, Leserbrief 27.04.2001

1976 ist der Stadt Salzburg mit dem Grandcafe` Winkler etwas sehr Schönes gelungen. Es war eine echte Bereicherung für die Salzburger und noch mehr für die Touristen. Seit Jahren habe ich meine Bus-Reisen nach Österreich, die ich von Baden-Baden und Darmstadt aus organisierte, immer über Salzburg geleitet und dabei die Besucher über den Mönchsberg zum Cafe` Winkler geführt. Es war ein Hö-hepunkt der Reise, und die Besucher waren von der Aussicht hingerissen. Traumhaft war die Situation, wenn in der Dämmerung die Lichter der Stadt angingen. Als ich vor kurzem erfahren habe, dass anstatt des Cafe`s Winkler ein Museum gebaut werden soll, dachte ich, das kann doch nicht wahr sein. Wo bleibt denn hier ein weitsichtiger Städtebau? Was soll denn ein Museum auf einem Berg? Wirkt ein Museum nach innen oder nach außen? Zugegeben, am Cafe` Winkler ist ein gewisser Umbau erforderlich, weil Räume für Veranstaltungen fehlen, das kann aber sicher geschehen ohne das bestehende Gebäude komplett abzureißen. Dieser Standort ist prädestiniert für ein gehobenes Restaurant, ein attraktives Cafe` und für kleinere Kongresse und Tagungen. Das "Museum am Berg" ist eine krasse städtebauliche und kulturelle Fehlentscheidung des Landeshauptmannes für den schönsten Bauplatz der Altstadt. Dipl.-Ing. Gerhard Wallner 5020 Salzburg

Unkoordiniertes Wachstum in der Stadtregion  - Salzburg -  Architekturpublizist Norbert Mayr Kirchturmpolitik im Speckgürtel"Baukultur, die der Europark im Stadtteil Taxham vertritt, und raumordnerische Kompetenz müssen Wildwuchs wie das Airportcenter in Wals-Siezenheim ersetzen." "Wo bleiben Schausbergers Berater, wo die Fachbeamten, die im Vorfeld solche Peinlichkeiten verhindern oder zumindest nachher sanieren?" "Wenn sich die Stadt und ihre Umgebungsgemeinden weiterhin der Kirchturmpolitik widmen, werden sie im Wettbewerb der Regionen untergehen. " Der Salzburger Architekturpublizist Norbert Mayr macht im SF-Meinungsforum die (zu*) große Autonomie der Gemeinden und die Macht der Bürgermeister für das Raumordnungschaos im Salzburger Zentralraum verantwortlich. (*Zusatz der Kulturpunkt-Redaktion)Der Flachgau muss eine eigene Bezirkshauptstadt bekommen. Das ist auch für die Identität des Bezirks wichtig", erklärte Landeshauptmann Franz Schausberger im Juli 2001. Drei Jahre zuvor war die Bezirksbehörde Salzburg-Umgebung in den Porschehof am Hauptbahnhof eingezogen, den das Land mit dem Hauptargument guter Erreichbarkeit um stolze 410 Millionen Schilling gekauft hatte. Schausbergers Vorschlag, die Bezirkshauptmannschaft Salzburg-Umgebung aus der Landeshauptstadt abzusiedeln, ist "sinnlos, skurril, kontraproduktiv." Diese Fachmeinung unabhängiger Raumplanungsexperten im August 2001 beim Symposion "Das Phänomen Speckgürtel und die Salzburger Stadtregion" deckt sich mit dem Hausverstand. Dem Geographen der Universität Wien, Prof. Peter Weichhart, fiel es nicht schwer, die "Argumente" Schausbergers zu konterkarieren. Wo bleiben Schausbergers Berater, wo die Fachbeamten, die im Vorfeld solche Peinlichkeiten verhindern oder zumindest nachher sanieren? Der Leiter der Raumordnung, Fritz Mair, schweigt. Er wurde vor Inkraftsetzung der Verordnung zum Objektivierungsgesetz Ende 2000 eingesetzt. Er war vorher, wie er selbst sagt, auch "bei Politikern in den Sekretariaten tätig". Als Geschäftsführer der Baulandsicherungsgesellschaft "Land-Invest" machte er klar, dass die Verfügbarkeit von Grund vor raumordnerische Kriterien geht. Scheibchenweise, ohne erkennbare Gesamtkonzepte, wurden in den Gemeinden Gewerbegebiete "entwickelt". Nutzungskonflikte mit benachbarten Wohngebieten, etwa im Bereich der Schwarzenbergkaserne in Wals-Siezenheim ­ wurden durch Lärmschutzwände "gelöst". Die Stadionerrichtungsgesellschaft unter Mairs Führung ebnete ­ im ausgewiesenen Landschaftsschutzgebiet vor den Toren des Barockschlosses Kleßheim ­ dem Fußballstadion das Feld. Er exekutierte den politischen Schnellschuss, der die Eliminierung der letzten unverbauten Landschaftsreserven bedeutet. Dass Mair die ungeordnete Entwicklung des Speckgürtels rund um Salzburg nicht als Problem erkennen will, überrascht daher nicht, ist aber bei seiner Position als Raumordnungs-Chef fatal.
Massive Zersiedelung Der Speckgürtel ist eine bauliche Agglomeration rund um Salzburg mit verschiedenen, mehr oder weniger getrennten Zonierungen für Wohnen, Gewerbe und Einkaufen. Diese Erweiterung der Stadt Salzburg auf das Gebiet der Umlandgemeinden ­ hauptsächlich entlang der Autobahn im Westen und Norden­ fand als unkoordiniertes Wachstum statt. Es spiegelt die große Autonomie der Gemeinden und die Macht der Bürgermeister wider. Die Ausdehnung des Speckgürtels erfolgt im Wesentlichen als Bebauung und Versiegelung von Freiflächen, bar von Freiraum- und Architekturqualität, sodass Landschaftsräume nicht beachtet oder gar zerstört werden. Das ist bedauerlich in einer Stadtregion, die von einer zum Teil mystifizierten, einzigartigen Symbiose von Natur und Gebautem lebt. Das Problem einer massiven Zersiedlung der Landschaft betrifft das gesamte Umland Salzburgs. In den Ballungsrandgemeinden im Speckgürtel selbst stieg die Einwohnerzahl in den letzten 20 Jahren um rund 40 Prozent auf rund 50.000, während die Zahl der Stadtbewohner bei rund 144.000 stagniert. Eine Verlagerung von Gewerbe und Industrie in den Speckgürtel mit seinem günstigen Grundpreis begann in größerem Ausmaß in den 70er Jahren, "gefördert" durch die betriebsfeindliche Haltung der Stadt Salzburg. Den Boom an Einzelhandels- und Fachmarktzentren im Speckgürtel während des letzten Jahrzehnts dokumentieren Zahlen vom Herbst 2000: Die Entwicklung bei der Flächenkapazität der Einzelhandels-zentren in der Stadt Salzburg stagnierte zwischen 1995 und 2000 bei rund 200.000 Quadratmetern. Jene der Randgemeinden Salzburgs, Wals-Siezenheim, Hallwang und Bergheim, Eugendorf und Anif, stieg im selben Zeitraum hingegen "um mehr als 30 Prozent" auf rund 160.000 Quadratmeter. Ein weiterhin unkontrolliert und überproportional wachsender Speckgürtel bedeutet einen Anstieg der Verkehrsbelastung und ist für die Stadtteilzentren und für die Stadtregion gleichermaßen kontraproduktiv. Der Stadtbegriff mit zentralem Kern und Peripherie wird aufgehoben, während sich eine Art Semizentralität entlang der Autobahn etabliert. Die Stadtteile zwischen Altstadt und Speckgürtel, wie zum Beispiel Lehen, werden ausgedünnt. Auf deren aktive Förderung und Weiterentwicklung müsste die Stadt viel mehr Augenmerk legen. Umdenken in der Stadt Seit den Siebzigerjahren hätte der "Regionalverband Stadt Salzburg und Umgebungsgemeinden" ordnend agieren müssen. Aber das 1999 beschlossene Regionalprogramm ist nur der kleinste gemeinsame Nenner von Stadt und den zehn Umgebungsgemeinden. Das Grüngürtel-Konzept wird besonders durch die Gemeinde Wals-Siezenheim durchlöchert. Das Land als Aufsichtsbehörde hat 1998 die für das Stadion vor Schloss Kleßheim notwendige Fläche aus dem Programmentwurf eliminiert. In der Stadt fand nach der fehlgelaufenen Stadtentwicklung der Nachkriegsjahrzehnte ein Umdenken statt. Eine breite Protestbewegung (Stichwort Prof. Hans Sedlmayrs Buch "Stadt ohne Landschaft" 1970) führte Mitte der Achtzigerjahre zu der vom Gemeinderat "feierlich beschlossenen" Grünlanddeklaration. Der Gestaltungsbeirat wurde zur Sicherung der architektonischen Qualität eingeführt. Für eine ähnliche Entwicklung im Speckgürtel ist es höchste Zeit. Baukultur, die der Europark im Stadtteil Taxham vertritt, und raumordnerische Kompetenz müssen Wildwuchs wie das Airportcenter in Wals-Siezenheim ersetzen. Dazu bietet sich ein verbindliches, interkommunales Kooperationsmodell für die Gemeinden der Region an, das auch Teile Bayerns einbindet. Dieser Weg wird seit letztem Herbst von der Stadt Salzburg vorangetrieben. Weichhart beschreibt ihn als "hart, steinig, dornig und mühsam". Das müsste nicht sein, steht doch der leidigen Realität des Stadt-Umlandkonfliktes ein schlagendes, wirtschaftliches Argument gegenüber: Wenn sich die Stadt und ihre Umgebungsgemeinden weiterhin der Kirchturmpolitik widmen, werden sie im Wettbewerb der Regionen untergehen. Norbert Mayr Städtebauliche Fehl-Leistungen Salzburg
Salzburger Fenster, 7. November 2001, Ausgabe 32/01 Meinungsforum "Salzburg - Gesamtplanung wäre notwendig": Gerhard Wallner, Urbanist Wie fatal es ist, einen Stadtentwicklungsplan ständig zu ignorieren oder zu wenig ernst zu nehmen, hat sich in Salzburg in letzter Zeit deutlich gezeigt. Der Standort des neuen Stadions ist falsch, weil es das berühmte Schloss Kleßheim beeinträchtigt, der geplante Museumsklotz auf dem Berg wäre ein riesiger städtebaulicher Fehler im Vergleich zum transparenten Cafe` Winkler, die Tiefgarage Makartplatz ist unnötig und läge zu weit im Stadtzentrum, man denke nur an die Zufahrten, der Standort für das neue Hallenbad ist ganz schlecht, weil viel zu eng und im Vergleich zu anderen möglichen Standorten weder schön noch verkehrstechnisch günstig, weil durch die Einkaufszentren und das neue Stadion der Knoten Kleßheim ohnehin stärkstens belastet ist. Ein schönes Hallenbad mit Außenbecken braucht auch eine schöne Aussicht in die Landschaft, wie sie in Liefering oder Leopoldskron möglich wäre. Das Argument Kosten ist immer ein schlechtes Argument bei öffentlichen Einrichtungen. Man denke nur an die Schulen der 60er Jahre, die jetzt teuer saniert werden müssen, weil sie meistens sehr "kostengünstig" gebaut wurden. Als eine weitere gravierende Fehlentscheidung muss wohl die Bebauung in Puch an der Autobahn und entlang der Salzach und des gesamten Salzachtales angesehen werden. Die Verlagerung der FH nach weit außerhalb ist ein weiterer städtebaulicher Fehler, der kaum wieder gut zu machen ist. Wie werden die Schüler dann dorthin kommen? Per Auto? Ein ernst genommener, immer wieder mit allen Gremien und Interessenten durchdiskutierter Stadtentwicklungsplan hätte diese Fehler vermieden und Salzburg wäre nicht nur auf dem Gebiet der Radwege und einiger Einzelprojekte vorbildlich. Entscheidend ist eine Gesamtplanung über die Grenzen hinaus. Das ist auch meine 30-jährige Erfahrung als Stadtplaner in Deutschland. Dipl.-Ing. Gerhard Wallner
Stärkung der Stadtteilzentren

Salzburg – Wallner, Mayr, Otto, Aichhorn ---- Original Message ----- From: Norbert Mayr To: Prankl Sent: Monday, December 23, 2002 10:38 AM Subject: Stadtplaner Wallner schlägt zu Lieber Walter, Anbei der Brief vom Chef der Stadtplanungsphilosophen. Herzliche Weihnachtsgrüße auch von Christa Otto, Ferdinand Aichhorn Gerhard und Norbert Salzburger Nachrichten, Lokal, 23.12.2002 Stärkung der Stadtteilzentren
Im Rahmen der Sommerakademie 2001 haben wir mit zahlreichen Experten der Stadt, des Landes und der Region in Ober-österreich und Bayern ausgiebig über Stadt- und Regionalplanung diskutiert. Dazu wird auch demnächst eine Broschüre, speziell zum Thema "Speckgürtel", der die Zonen beiderseits der Autobahn betrifft, erscheinen. Kurz gesagt: Wir wollen die Stadtteilzentren stärken - im Gegensatz zur jüngsten Entwicklung, die in Richtung Verlagerung zur Peripherie ging, wir fordern weiters einen klaren Innenstadtring mit der Konsequenz eines Kapuzinerbergtunnels und gleichzeitig aber auch die weitgehende Befreiung der Innenstadt vom Individualverkehr; das bedeutet, dass der öffentliche Verkehr (Busse, Taxis), der Lieferverkehr, der Notverkehr (Feuerwehr, Rettung, Polizei) und auch Zufahrten für Bewohner bestehen bleiben. Was unserer Meinung in einer Kulturstadt unhaltbar ist, sind die wartenden Trauben von Menschen, die unerquicklichen Unterführungen bei der Staatsbrücke und die endlosen Autoschlangen mitten durch das Altstadtgebiet. Für uns erstreckt sich die Altstadt natürlich auch über die Salzach, wie es auch in der Geschichte immer so war. Wenn also heute plötzlich die Wirtschaftskammer, die ÖVP und die SPÖ für einen Kapuzinerbergtunnel plädieren, dann sollten sie dies in jedem Fall mit der weitgehenden Beruhigung der Innenstadt verbinden. Es gibt genug Möglichkeiten, von allen Richtungen zu den günstigen Parkierungsanlagen rund um die Altstadt zu kommen: Es sind im Süden die Mönchsberggaragen vorhanden, im Westen der Rot-Kreuz-Parkplatz, die Raiffeisen- und Mirabellgarage, im Kapuzinerberg bestünde in Zukunft eine große Busgarage, und am Kajetanerplatz könnte ohne Probleme eine Tiefgarage gebaut werden. Der heute dort bestehende Blechhaufen ist keine schöne Visitenkarte für eine Kulturstadt. Dipl.-Ing. Gerhard Wallner 5020 Salzburg

Urbanität & Mitbestimmung - Salzburg

<<Gerhard Wallner, Urbanist: Nur eine ausführliche Berichterstattung ermöglicht die aktive Mitarbeit der Bevölkerung>> Zwieselweg 3 D, A-5020 Salzburg, (0662 – 831954)  schuler-wallner@utanet.at Brief an die Redaktion der SALZBURGER NACHRICHTEN Karolingerstraße 40 A-5021 Salzburg Salzburg, den 3. Dezember 2000

Sehr geehrte Damen und Herren,

nahezu 20 Jahre studieren und arbeiten in Wien, nahezu 30 Jahre leben und arbeiten in Deutschland vergingen, ehe ich mich vor vier Jahren hier in Salzburg niederließ. Als engagierter Planer, der ich auch „im Ruhestand“ noch bin, habe ich das Stadtgebiet und die Umgebung aus Fußgänger-, Radfahrer-, Busbenutzer- und manchmal auch aus Autofahrersicht gründlich kennen gelernt. Ich nehme auch an den meisten Veranstaltungen zum Thema Stadtentwicklung teil und verfasse gelegentlich kritische, aber möglichst auch konstruktive Stellungnahmen. Ich frage mich allerdings, warum sich so wenig Salzburger zum Thema Stadtentwicklung äußern.

Ein Grund scheint mir in der diesbezüglich äußerst dürftigen und meist nur auf Einzelprojekte in der Architektur bezogenen Berichterstattung in den Medien zu liegen. Der lokale Rundfunk bringt überwiegend sensationelle oder spaßige Berichte, die lokale Presse vor allem farbige Doppelseiten mit immer wieder denselben prominenten Gesichtern. Die Kulturseiten der „Salzburger Nachrichten“ bringen – wenn sie nicht zur Hälfte aus Werbung bestehen – ganzseitig Theater- und Filmkritik, über Architektur wenig und über Stadtentwicklung fast nichts. Von den in letzter Zeit für die Stadtentwicklung wichtigen Veranstaltungen wurde dürftig oder gar nicht berichtet (zum Beispiel am 16. November im Stadtkinosaal zum Gestaltungsbeirat und zur Salzburger Altstadtsanierungskommission (SVK), am 17. November im Heffterhof zu den Einkaufszentren und Handelsgroßbetrieben und am 23. November zum Symposium in der Salzburg AG zu verdichteten Baugebieten).

Ich glaube, dass in Salzburg ein breiter Konsens darüber besteht, dass Stadtteilzentren gestärkt werden müssen, um den Trend zur Peripherie und dem wachsenden Autoverkehr entgegenzuwirken. Vor kurzem wurden in Gneis und in Moos (Maria Hilf-Platz) kleine Stadtteilplätze fertig gestellt. Weder der Rundfunk noch die Presse hat diese wichtigen lokalen Ansätze besonders hervorgehoben.

Im Jahre 2001 wurde im Rahmen der Internationalen Sommerakademie gemeinsam mit den „Salzburger Nachrichten“ auf die hohe Bedeutung von Regional- und Gesamtplanungen und dabei auf die Problematik der kleinen, aber übermächtigen Umlandgemeinden, die sinnvolle Gesamtentwicklungen verhindern, hingewiesen (siehe „AFTER SHOPPING“, Pustet Verlag, 2003). Seither wurde dieses Thema kaum mehr behandelt. Es bringt wenig, punktuelle Veranstaltungen mit großem Aufwand durchzuführen, ohne weiterführende Diskussion und ohne politisch verbindliche Schlussfolgerungen daraus.

Eine gute Berichterstattung muss außerdem bildhaft sein, d. h. sie muss Pläne präsentieren, die auch ein „Normalbürger“ lesen kann. Wie sollen denn die Bewohner und Bewohnerinnen über die sie direkt und indirekt betreffende Stadt- und Regionalentwicklungen informiert werden, wenn die einzige renommierte Tageszeitung in Salzburg ihre Verantwortung nicht wahrnimmt, auch auf diesem Gebiet bewusstseinsbildend zu wirken? Kultur besteht doch nicht nur aus Kunst, Theater und Events! Kultur ist auch Baukultur. Aus ihrer Geschichte lebt ganz Salzburg.

Als Beispiel für das positive Zusammenwirken von Stadtplanung, Berichterstattung und öffentlicher Diskussion einschließlich Bürgerbeteiligung stand in den 70er Jahren die Universitätsstadt Tübingen in Baden-Württemberg. Als ich 1972 als Stadtplaner in die 70.000-Einwohnerstadt kam, waren bereits alle sieben Umlandgemeinden eingemeindet, eine entscheidende Voraussetzung für eine umfassende und effektive Stadtentwicklungsplanung. Es wurden dabei nicht nur die städtischen Ämter, sondern neben allen übergeordneten Planungen auch die einzelnen Ortsteile miteinbezogen. Eine ausführliche Berichterstattung ermöglichte eine aktive Mitarbeit der Bevölkerung, deren Ergebnisse in die abschließende Beschlussfassung im Gemeinderat mit eingeflossen sind. Diese bildete wiederum die Grundlage für die Ausarbeitung eines Flächenwidmungsplanes. Die Auswirkungen dieses demokratischen Planungsprozesses sind heute, 25 Jahre danach,  klar erkennbar: vor allem in der erfolgreichen Standortplanung für den Wohnungsbau, beim Ausbau der Infrastruktur (Schulen, Mehrzweckhallen, Kindergärten etc.) sowie im Bau von Rad- und Fußwegen. Leider war es schwierig, der in den 70er Jahren vorherrschenden Straßenbaueuphorie nachhaltiger entgegenzuwirken, und gerade dieses Faktum zeigt heute deutliche Nachteile.

In Salzburg konnte erfreulicherweise auf dem Gebiet des Straßenausbaues bislang größerer Schaden und die „Zerschneidung“ des Stadtgebietes verhindert werden, wie es in so vielen deutschen Städten leider zu beobachten ist. Hinsichtlich der Zersiedelung ist man hier aber sicher schon zu weit gegangen: Himmelreich und Urstein-Au sind verloren. Die „Verplanung“ von Guggenthal und der Kaserne in Wals-Siezenheim droht noch. Ich wünschte ich hätte in diesen Punkten Unrecht.

 Mit freundlichen Grüßen

 Gerhard Wallner

"Was jetzt passiert ist Chaos"

Gerhard Wallner, Urbanist , zur Stadtplanung Salzburg 2007-7: "Was jetzt passiert ist Chaos"

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Bild: Viehauser
schuler-wallner@aon.at

"Urbanität mit Baukunst: Erhaltung und Erneuerung

Gerhard Wallner (Text), Dieter Braeg (Bild) "Urbanität mit Baukunst: Erhaltung und Erneuerung am Beispiel Europas urbaner Zentren: Berlin, Dresden, Konstantinopel, Moskau, München, Nürnberg, Salzburg, Sevilla, Vicenza, Wien... "

Bildzugänge:
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dieter.braeg@gmx.de; www.kossawa.de; schuler-wallner@aon.at
Ein Kultur-Brief an prankl@kultur-punkt.ch
----- Original Message -----
Sent: Monday, October 08, 2007 7:02 PM
Subject: Fw: Artikel
Liebe Freunde,
unser "Kommunisten-Nachbar" Dieter Braeg, der Stadtrat Matejka kennt und schätzt, hat mich zu einem Artikel über Baukunst animiert. Anlass war meine Kritik am Abbruch des Ostberliner Volkspalastes ("Honeckers Lampenladen"). Ich will ihn Euch nicht vorenthalten.....
Liebe und herbstliche Grüße
Gerhard und Gisela

INHALT
"
Das erinnert mich stark an den Löwenrivalen... " Wallner zu Braeg

Es liegt ein archaischer Trieb im Menschen, der sich in der Baukunst oft fatal auswirkt: die Tendenz nämlich, alles abzureißen und zu ersetzen, was die jüngst vergangene Epoche an Bauten vollbracht hat. Das erinnert mich stark an den Löwenrivalen, der den älteren oder schwächeren überwältigt hat und nun die Jungen des Besiegten tötet während die Mutter der Jungen zusehen muss.

 

Der Autor Gerhard Wallner, Foto: © Dieter Braeg
 
Ähnliches spielt sich oft in der Baukunst ab und so gingen in der Vergangenheit unzählige unwiederbringliche Kunstschätze verloren.Bereits in der Antike wurden früher verlassene Städte als Materiallager benutzt. Zahlreiche frühchristliche  Kirchen wurden demoliert, mit Ausnahme der Hagia Sophia in Konstantinopel, die 532 – 537 unter Kaiser Konstantin erbaut wurde und dann, nach der Eroberung durch die Mauren 1453, nicht abgerissen, sondern mit  vier Minaretten ergänzt  und umgewandelt als Moschee verwendet wurde.
Sie war das Vorbild für alle weiteren Moscheen. Auch in Sevilla ließen dann die Christen, nach der Rückeroberung der Stadt 1568, das Minarett bestehen und gestalteten dieses zum Glockenturm um. Ein schönes nahe liegendes Beispiel aus der Gotik ist die Franziskanerkirche in Salzburg. Hier wurde in der Gotik dem dunklen romanischen Bauteil ein heller gotischer angefügt und in der Barockzeit sogar mit einem prächtigen Portal ergänzt.
 
Flakturm im Augarten Wien, Foto: © Dieter Braeg
 
Eine andere Besonderheit sind die noch vorhandenen Flaktürme im Wiener Stadtgebiet. Sie wurden vom Düsseldorfer Bauingenieur Friedrich Tamms im 2. Weltkrieg 1943/44 zur Verteidigung Wiens gegen die alliierten Bomber errichtet. Sie hatten auf ihren auskragenden Plattformen die Fliegerabwehrkanonen etabliert. Objektiv gesehen sind sie klar und funktionell konzipiert, sie ragen aber mächtig und grau aus dem Stadtkörper. Eine Entfernung der drei bis fünf Meter dicken Betonmauern ist mitten im Stadtgebiet kaum möglich und deswegen sind sie noch erhalten. Sie sollten auch als eine Art Mahnmal erhalten bleiben.
Aber auch Bauten, die nur die Geisteshaltung der Nazis zeigen, sollten erhalten bleiben, weil sie auch einen Teil unserer Geschichte dokumentieren. Bauten mit breiten Außentreppen, hohen, überdimensionalen Türen und Fenstern, starken Symetrieachsen und teuersten Materialien. Sie sollten die Macht der Machthaber demonstrieren und den Normalbürger einschüchtern. Auch in der Demokratie merkt man solche Ansätze! 
 
In Italien würde man noch viele Beispiele finden, wo Altes mit Neuem ergänzt wurde. Eines, ein ganz besonderes, sei hier erwähnt: die Basilika in Vicenza von A. Palladio, 1546 – 49 erbaut, beziehungsweise von einer gotischen Halle in eine vorbildliche Renaissance-Halle umgebaut. Vorbildliche deshalb, weil hier das Motiv der Säulenarkaden mit den Rundöffnungen (Palladiomotiv)das erste Mal angewendet wurde.
In der Barockzeit, nach der Belagerung Wiens durch die Türken, 1683, begann in Wien eine intensive Bautätigkeit. Unzählige Häuser der früheren Epochen wurden abgerissen und durch prächtige Palais, Kirchen und Schlösser ersetzt. Die Qualität dieser Bauten ist so groß, dass kaum jemand nach dem Wert der früheren Bauten fragt.

Die Demolierung der Wiener Stadtbefestigungsanlagen auf Wunsch und Beschluss des jungen Kaiser Franz Josef I. ab 1858, wird von Kunsthistorikern gelegentlich bedauert. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass Kaiser Franz Josef zugleich einen großzügigen Wettbewerb ausschreiben ließ, der die Grundlage für das weltweit bewunderte städtebauliche Konzept der Wiener Ringstraße bildete. Eher zu bedauern ist die Art wie die viel verzweigte Donau 1868 bis 1875 reguliert wurde. Die interessante Donaulandschaft wurde aus Gründen des Hochwasserschutzes auf ein breites fast geradliniges Band mit Überschwemmungsgebiet reduziert. Erhalten blieb aber doch ein breiter Seitenarm, die Alte Donau und der sogenannte Donaukanal, der einst auch ein Hauptarm der Donau war. Mit der Schaffung der Donauinsel in der Zeit von 1973 bis 1980 hat man Vieles wieder gutgemacht: der Erholungswert gegenüber dem früheren Überschwemmungsgebiet ist stark gestiegen, insbesondere durch die Gliederung der ca. 20 km langen Insel und die vielen Möglichkeiten der Erholung vom Radfahren, Spazieren, Baden bis zum Wassersport.
Aber zurück zur Zeit um 1900 als die Gründerzeit durch den Jugendstil abgelöst wurde. Wien, das 1910 auf  fast 2,1 Millionen Einwohner angewachsen war, benötigte auch ein neues Verkehrssystem, das bereits ab 1894 von Otto Wagner konzipiert wurde. Die Stadtbahn wurde zugleich mit der Regulierung der Wien (Fluß) und entlang des Donaukanalufers und in der Mitte des Gürtels gebaut. Es war ein kräftiger Eingriff in das Stadtbild, aber ohne viel Bausubstanz zu beseitigen. 70 Jahre später hat man aus diesem großartigen Gesamtkonzept unnötigerweise wichtige Teile herausgerissen (Station Meidlinger Hautstraße, Station Karlsplatz) und damit entwertet.
 


Franziskanerkirche Salzburg Portal, Foto: © Dieter Braeg

Im Falle der Nazibauten ist die Beurteilung nicht einfach. Sicherlich wird niemand die Autobahnen, die Brücken, die Sportbauten, die Nutzbauten demolieren wollen. Zu akzeptieren ist aber sicherlich die Sprengung des Nazisymbols (Adlerflügel mit Hakenkreuz) auf der Tribüne des Nürnberger Parteitaggeländes durch die Sieger von 1945. Die Sprengung der Katharinenkirche in Moskau unter Stalin 1950 war dagegen ein barbarischer Akt. Die Moskauer haben diese Kirche in liebevoller Kleinarbeit wieder aufgebaut.
 


Franziskanerkirche Salzburg Turm, Foto: © Dieter Braeg

Nach dem 2. Weltkrieg wurden in Wien bedeutende Bauten wiederhergestellt oder behutsam  erneuert, wie zum Beispiel das Burgtheater oder die Staatsoper, aber kaum zeitgemäße Architektur geschaffen. Später, in den 60er und frühen 70er Jahren wurden eher aus Missachtung als aus Notwendigkeit zahlreiche Palais und Jugendstilbauten (Stadtbahnstationen z.Bsp.) und selbst eine Barockkirche (1965 die Rauchfangkehrerkirche) demoliert. Ein Ausdruck kunstloser Zeit mit Betonung auf Funktion und Wirtschaftlichkeit.

Zur selben Zeit wurden in Deutschland einige hervorragende Beispiele von Erneuerung mit Rücksicht auf die Geschichte geschaffen – z. Bsp. Die Gedächtniskirche in Berlin. Sie wurde im Krieg teilweise zerstört und 1958 vom Arch. Egon Eiermann als Ruine belassen und mit zwei neuen modernen Baukörpern von hoher Qualität ergänzt.
Das andere Beispiel existiert in München. Die Alte Pinakothek wurde durch eine Bombe im Krieg zum Teil zerstört. Beim Wiederaufbau ergänzte der Architekt Hans Döllgast die zerstörten Mauern, jedoch so, dass genau abzulesen ist, welcher Teil alt und welcher neu ist. 

 
 


Alte Pinakothek München, Foto: © Dieter Braeg

Beide Beispiele zeigen, wie Funktion, Ästhetik und Geschichte in einem Gebäude in Übereinstimmung gebracht werden können.
Zur Zeit begeht die sonst so vorbildliche Stadt  Berlin einen riesigen Fehler mit der Demolierung des „Palastes der Republik“, dem ehemaligen Vorzeigebau der Deutschen Demokratischen Republik. Der Asbest wurde entfernt und es  gab danach keine Notwendigkeit das Gebäude abzureißen. Selbst der Rohbau ließ sich für Tanz und Theater nutzen.
Hier kommt meiner Meinung nach das noch immer vorhandene Ressentiment des Westens gegenüber dem Osten zu Tage, ähnlich der tierischen Rivalität der Löwenmänner.
Absurd ist der Gedanke an Stelle des „Palastes der Republik“ das Schloß der Hohenzollern wieder aufzubauen. Die Hohenzollernzeit ist lange vorbei, ihre Feudalherrschaft auch. Es gibt genug Bauwerke die diese Zeit der Geschichte dokumentieren.. Warum muss dann noch ein „Bauwerk“ wieder entstehen, das einer Vergangenheit huldigt, die nichts in unserer freiheitlich modernen Zeit etwas zu tun hat ?

 

 

Alte Pinakothek, München, Foto: © Dieter Braeg
 
Im Gegensatz dazu ist der Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden  eine  eindeutige Sache,  wie auch der Wiederaufbau des Warschauer Königsschlosses. Beide Gebäude waren vollkommen zerstört und mussten von Grund auf neu errichtet werden. In Warschau war es ein nationales Symbol für ein Volk, dass immer wieder von Ost und West, von Nord und Süd überfallen und bekriegt wurde. Die Frauenkirche zeigt, dass selbst die unbarmherzigste Kriegsführung Geschichte nicht auslöschen kann. Und die Geste der britischen Königin ein goldenes Kreuz aus ihrer eigenen Tasche zu spenden, finde ich großartig.

Quelle: Gerhard Wallner
Foto: © Dieter Braeg

 

Gerhard Wallner: Mehr Mut in der Verkehrspolitik! - Am Beispiel Salzburg


 Subject: Leserbrief
----- Original Message -----
From: Gerhard & Gisela Schuler-Wallner ; schuler-wallner@aon.at
To: redakt@salzburg.comredaktion@salzburger-fenster.at  ; www.salzburg.com
Sent: Friday, July 13, 2007

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bitte um Veröffentlichung des beigefügten Leserbriefes: WURDE ABGELEHNT - ALLES KLAR !

Mit freundlichen Grüßen
Gerhard-Wallner

BRIEFINHALT

Mehr Mut in der Verkehrspolitik!

Als Stadtplaner mit Erfahrungen in der Verkehrsplanung in deutschen Mittelstädten möchte ich
den Salzburgern zu mehr Mut in der Verkehrspolitik raten.
Es müsste doch möglich sein, diese wunderschöne und vor aller Welt so gerühmte Altstadt von
jeder unnötigen Autofahrt zu befreien (Taxen, Anlieferung und Anwohnerzufahrten etc. natürlich
ausgenommen). Die Fußwege von den öffentlichen Garagen zu allen Punkten der Altstadt sind
kurz und jedem gesunden Menschen, konsequenterweise auch den Landespolitikern und Beamten
des Chiemseehofes sowie den Bediensteten der Universität zuzumuten. Es ist ein Jammer, dass
die schönen Höfe des Chiemseehofes und der Universität täglich mit „totem Blech“ verstellt
werden. Sollten die vorhandenen Garagen wirklich nicht ausreichen – selbst wenn das öffentliche
Verkehrsangebot verbessert würde – dann könnte ohne größeren Aufwand unter dem
Kajetanerplatz eine weitere Tiefgarage errichtet und zugleich auch dieser Platz vom Blech befreit
werden. Die dortige Eingangssituation in die Altstadt speziell für Bustouristen vom Terminal Süd
ist wahrlich keine schöne Visitenkarte.
Eine Politik, die vorgibt das Verkehrschaos in der Altstadt zu bekämpfen, kommt nicht umhin, die
Staatsbrücke für private PKW zu sperren und nur Busse, Taxen und natürlich Notfahrzeuge
zuzulassen. Dies würde vor allem dem Öffentlichen Verkehr zugute kommen und im
Zusammenhang mit weiteren Maßnahmen (kürzere Taktzeiten, mehr Busspuren, mehr Sauberkeit)
zu dessen Attraktivitätssteigerung beitragen. Das Verkleben der Busfenster durch Reklame ist
sicher der falsche Weg, um mehr Personen zum Umsteigen vom PKW in den Bus zu motivieren.
Aufgrund der bestehenden Verkehrsprobleme bin ich der Auffassung, dass ein zweispuriger
Kapuzinerbergtunnel mit Tiefgaragen für höchstens 30 Busse und rund 150 PKW eine gute Lösung
für die Salzburger Innenstadt wäre:
- Durch die Schließung des „Ringes“ (Ignaz Harrer Straße – Aiglhofstraße –
Leopoldskronstraße – Petersbrunnstraße – Tunnel – Gabelsbergerstraße – St. Julienstraße) würde
eine bessere Orientierung in der Innenstadt entstehen,
- Die so stark belasteten Straßen (Bürgelstein-, Gaisbergstraße, Eberhard-Fugger-Straße
und auch Imbergstraße - Giselakai) würden zum Großteil entlastet werden,
- Durch die Gewinnung von öffentlichen und privaten Parkplätzen im Berg könnten die
oftmaligen prekären Parkierungssituationen beim Volksgarten sowie im nördlichen Nonntal stark
entlastet werden.
Sowohl der Vorrang des (verbesserten) öffentlichen Verkehrs auf der Staatsbrücke als auch der
Kapuzinerbergtunnel würden zu einer wesentlichen Beruhigung und damit höheren Lebensqualität
in der Innenstadt führen, davon bin ich überzeugt