Hrsg. von Carl Aigner: Hermann Nitsch - die farblehre des o. m. theaters

Online-Publikation: März 2008 im Internet-Journal <<kultur-punkt>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Hrsg. von Carl Aigner: Hermann Nitsch - die farblehre des o. m. theaters >>
Mit zahlreichen Abbildungen. 104 Seiten, 165x240 Klappenbroschur; ISBN: 3701730520 , ISBN: 9783701730520; EUR 18,00 / sFr 30,90
Residenz Verlag, A-3100 St. Pölten 2007, www.residenzverlag.at;  http://www.nitsch.org/

Inhalt
Während seiner Frankfurter Lehrtätigkeit erarbeitete Hermann Nitsch von Ende der siebziger bis Anfang der neunziger Jahre in vielen Seminaren „farb- und formversuche“ mit seinen StudentInnen. Im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zum künstlerischen Jahresthema „Spektrum Farbe“ 2006 im Niederösterreichischen Landesmuseum erinnerte sich der Künstler wieder an die damals erarbeiteten Manuskriptunterlagen.
Die aufschlussreichen Manuskriptunterlagen ermöglichen einen unmittelbaren und faszinierenden Einblick in das künstlerische Farbuniversum und –laboratorium von Nitsch; sie bilden das missing link zwischen seinen umfangreichen theoretischen Schriften und den minutiösen Partituren seines Gesamtkunstwerkes und stellen die Essenz der farblehre
des o.m.theaters dar: „ich betrachte diesen farbkurs als die freilegung der demonstration der reinen farbe, der farbharmonik für das o.m.theater“, formuliert Nitsch prägnant in seiner Einführung. Die Farben eröffnen für ihn eine synästhetische Möglichkeit zur Intensivierung und Transzendierung des Seins, zur Verschränkung und Vermählung des Dionysischen
und des Apollinischen als „vision des gesamtkunstwerkes“. Erstmals liegen nun diese Arbeitsmanuskripte authentisch in gedruckter Form vor und lassen uns höchst sinnliche Einblicke in den künstlerischen Farbkosmos von Nitsch gewinnen.

Autor
Herman Nitsch, geboren 1938 in Wien, gilt als der Mitinitiator und wichtigster Vertreter des Wiener Aktionismus. Bereits im Jahr 1957 entwickelte Nitsch seine Idee vom Orgien-Mysterien-Theater (OMT). Dieses Projekt, das von der Vorstellung eines Gesamtkunstwerkes, unter Einbeziehung der Malerei, der Architektur und der Musik, ausgeht und auf der Grundlage griechischer Mysterienfeste, eine Kartharsis (Reinigung) zum Ziel hat, bestimmt bis heute Nitschs künstlerische Arbeit. Nitsch war Professor an der Hochschule für bildende Kunst in Frankfurt. 2006 zeigte der Martin-Gropious-Bau in Berlin eine umfangreiche Retrospektive des Werkes von Hermann Nitsch.

Fazit
Bereits die Materialinstallation zum Phänomen Farbe kündet die Manifestation an , die auf dem Umschlag zum VorSchein kommt - "die farblehre des o. m. theaters" von Herman Nitsch, die hervorragend vom Verlag und Herausgeber Carl Aigner gestaltet ist. Sie zeigt die Intention und Intensität, den dionysischen Rausch der Farbpalette des o. m. theaters, damit des Synästhetisten und Gesamtkunstwerkers Herman Nitsch.