Friedrich Kurrent, Herausgeber von Scale Models, Houses of the 20th Century

14 zum Thema Architektur
W+B Agentur-Presseaussendung vom September 1999
<<Architekturmodelle bitten zur Diskussion>>

 Eine Dokumention: Anton Pustet, Salzburg, München; Verlag Birkhäuser - Verlag für Architektur, Basel, Berlin, Boston; 436 S. 1999; DEM 68.- / CHF 58.- /ATS 497.-. Englisch.
www.birkhauser.ch
Über 200 weiss-verschattete Architekturmodelle vor einem sternenlos-nachtschwarzen Hintergrund werden thematisch zusammenhangslos, rein alfabetisch aufge-reiht. Es handelt sich dabei um technisch vorzügliche Studentenarbeiten an der TU-München, die 1973 unter der Leitung des Herausgebers entstanden sind.
Nur wer einen Masstab 1:33 periodisch zur Hand hat oder oder sich das vorstellen kann, wird die innere Proportion verstehen können und das sind schon sehr wenige, Fachleute also. Von diesen wieder sind es wieder nur wenige, die den Verhältniswahn verstehen können, wenn von den 200 Modellen allein für Adolf Loos 39 Häuser , Le Corbusier 38 Modelle, für lokale Grössen wie Döllgast, Welzenbacher - München, 12 Häuser kunterbunt vermischt werden, ohne innerräumliche Schwerpunktbildung von funktionalen oder ästhetischen Zusammenhängen zu leisten. Einfaches Abkupfern nennt sich das im Fachjargon. Für Otto Wagner oder Alvar Aalto und eine Frau wie Eileen Gray, verbleibt dann nur mehr je ein Modell - unter ferner liefen: Seltsam wie das dem Begriff des Hrsg.-Namens gleicht: alles laufen zu lassen: kurrent, currere, kurrende - im Studentenchor gegen die kleine Zugabe der Semesternote, sich ein kostenloses Hochglanz - Scharzweis- Monument auf endlos dahin-eilenden Darstellungen errichten zu lassen.
Auch hier, wie bei Zumthor's Architekturdenke schon festgestellt, herrscht immer noch der puritane Traum von der ornament- und kunstbefreiten Architektur eines Adolf Loos und die folgenschweren Alleingänge der Architekten des 20. Jahrhunderts, die bis zur paranoiden Monomanie alles, aber auch alles an Teilen selbstisch in die Hand nehmen und so sich ihr Mausoleum vor Ort und im Architekturlexikon zu ver-schaffen mögen. Keine Spur von Inhärenz der Architektur, als partnerschaftlich-demokratische und öko-ästhetische Werk-Zeug-Kiste aller Künste und Techniken, die als Fundgrube unserer Kultur Zeugnis und Lebenshilfe geben könnte.
Da hilft auch nicht der seltsame Rückgriff auf Goethes Modellhaus von Weimar und Asam's oder D. Zimmermanns Kirchenmodelle zum 18. Jahrhun-dert, wenn von Modellen des 20. Jahrhunderts die Rede sein soll.
Wann endlich hört dieser egozentrierte Wahn auf, Wirklichkeit zu werden. Wann besinnen sich unsere Gestalter zur Kooperation mit anderen Künsten und Techniken in der Baugestaltung? Allein die Studentarbeiten selbst sind als Diskursgrundlage für ein Seminar geeignet, um sich über das 20. Jahrhundert eine gewisse Klarheit zu verschaffen