Architektur + Wohngestaltung

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W+B Agentur-Presseaussendung Januar 2000
<<Grundrissatlas Wohnungsbau / Floor Plan Atlas Housing>>
Herausgegeben von Friederike Schneider, vorgearbeitet von Prof. W. Meyer-Bohe, beraten von Prof. H. Sting
2. überarbeitete, erweiterte Auflage mit neuem Vorwort von Reinhard Gieselmann
Birkhäuser Verlag für Architektur, Basel; Boston, Berlin, 296 S., Deutsch-Englisch, mit über 1'000 sw-Abbildungen Halbleinen mit Schuber; 1997; DEM 148,- / ATS 1081,- / CHF 124,-.
www.birkhauser.ch
Seit 1994 befindet sich dieser bereits in Fachkreisen und im Studienbereich unentbehrliche Grundrissatlas Wohnungsbau im Alltagsgebrauch von Planern und Studierenden. Insbesondere sind dabei die im Masstab von 1:200 standardisierten Grundrisse eines halben Jahrhunderts und vieler Länder Europas und Übersee übersichtlich und hilfreich dokumentiert. Auch für den schnellen Zugriff ist durch die deutliche Register-markierung am rechten Rand gesorgt: Dabei werden über Bautyp und -jahr, Finanzierung, Gebäudetiefe, Erschliessung, Wohnungszahl, -grössen, Parkierung, Freiflächen, die Planverfasser und die Standorte, mit einem Blick und Griff effizient erfassbar gemacht, dank der kundigen Herausgeberin.
Anschaulich werden auch die Entwurfsbewegungen, begonnen mit den 60-er bis zu den 90-er Jahren charakterisiert. So erfahren wir im Rückblick vom Alltag abgehobenen, abstrakten Funktionalismus in der Mitte bis zu den 70-er Jahren des Jahrhunderts, bei dem die Gestalter die Wohnung als Zelle betrachteten. Das kam dann auch dabei heraus: siehe z.B. Corbusier in Nantes.. der Mensch als Zellengenosse, in Beton-Brut Manier.
Schade, dass hier die bedeutende Einflussgrösse eines Roland Rainers und dessen funktionalen und zugleich natureingebundenen Wohngrundrisse fehlen. Auch seine Schüler wie Heinz Tesar, Werner Höfer, Huber& Huber (Schüler von Haerdtl, Mitarbeiter von Josef Hoffmann) u.a., sind noch nicht zur Kenntnis genommen.
Ab den 80-Jahren, so die Herausgeberin, setzten die Architekten auf mehr Individualität, bezogen auf Inszenierung des Wohnens, beziehen Erscheinungsbild und Erschliessung mit ein.
Wenn wir uns nun den anschaulich dargestellten Wohnungsgrundrissen nähern und den meist gut vermerkten Eingang überschritten haben und dem Nassbereich zuwenden, hat er bis heute sein mickriges Aussehen nicht verloren: Küche wie Bad sind dem Fallstrang geweiht.
In Erwartung lieblosen Kochens und verkümmerter Raumproportion kann das ja nur zu einer gesundheit-lichen Krise führen. Wo kann da Freude am Zubereiten von Speisen aufkeimen. Niemals, jedenfalls in diesem vergangenen Jahrhundert nicht. Das zeigen diese Grundrisse überdeutlich.
Das Bad: Knickrig, nur gerade zum schnellen Waschen geeignet. Wo ist das Wohlfühl - Bad - weg vom Single - hin zum Partner, zur Familie? Und nicht das: bist Du nicht bald fertig, Liebling? Bis heute ist es nicht deutlich in den Grundrissen der Planer zu entdecken. Wenn uns das nicht nachdenklich, besser vordenklich, macht, dann ist uns nicht zu helfen.
Mit gutem Grund konzentriert sich denn auch das hervorragend gestaltete Handbuch auf die objektive Entwicklung von Wohngrundrissen, beginnend mit der Mitte des 19. Jhdts, den grossstädtischen Hinterhofwohnungen, Werk-, Spar- und Mustersiedlungen, schliesslich den sozialen Wohnbauten während des Krieges und danach.
Ausgezeichnet wird die Systematisierung der Informationen und der Auswahlkriterien in diesem überzeu--genden Nachschlag- und Überdenk-Buch dargeboten